Zurück zum Start
Vier Schweizer starten heute ins French Open, doch die Hoffnungen sind für einmal klein. Federer fehlt, Wawrinka und Bencic kehren nach Verletzungen zurück, Bacsinszky muss schweren Herzens verzichten.

Am Samstag gibt es doch noch eine gute Nachricht aus dem dezimierten Schweizer Grüppchen in Paris. Stan Wawrinka kehrt schweissüberströmt, aber sichtlich zufrieden vom ersten Training auf dem Court Philippe Chatrier zurück, wo ihn an diesem Kids Day Hunderte von Kindern umjubelt haben. «Wieder an diesem Turnier zu sein, tut mir gut», sagt er. «Hier hatte ich viele Erfolge und fühle mich wie zu Hause. Die schönen Erinnerungen sind schnell zurückgekommen.» Zuversichtlich stimmt ihn auch sein Formstand: «Ich bewege mich gut, dem Knie geht es gut, ich fühle mich körperlich und tennismässig stark und weiss, dass ich grosse Partien gewinnen kann. Auch wenn es noch Baissen gibt.»
Am gleichen Tag muss Timea Bacsinszky, wie ihr Lausanner Kollege in den letzten drei Jahren am French Open enorm erfolgreich, unter Tränen ihren Startverzicht erklären. Die momentan noch bestklassierte Schweizerin braucht mehr Zeit, um ihre Wadenzerrung auszuheilen. Sie wird nun in der Weltrangliste von Rang 63 auf etwa 300 zurückfallen. Ein ähnlicher Absturz droht Wawrinka, sollte er früh verlieren. Zum Beispiel heute gegen Guillermo Garcia Lopez, der vergangene Woche in Lyon nur knapp Dominic Thiem unterlag, dem späteren Turniersieger.
Ohne grosse Ambitionen steigt Belinda Bencic ins Turnier: «Ich bin nicht sehr gut vorbereitet», gibt sie zu, «dafür starte ich ohne Erwartungen». Sie spielt erst ihr drittes French Open, ihr erstes seit drei Jahren, als sie in Runde 2 verlor.
Besserung in Sicht
Kein Zweifel: 2018 ist bisher ein enttäuschendes Jahr für das Schweizer Tennis – abgesehen von Roger Federer, der im Januar seinen 20. Majortitel feiern konnte und wieder die Nummer 1 wurde. Dabei trifft die drei früheren Top-10-Spieler Wawrinka, Bacsinszky und Bencic keine Schuld: Alle wurden durch Verletzungen und Operationen aus der Bahn geworfen. Beim Lausanner war es ein schwerer Knorpelschaden am linken Knie, bei der Ostschweizerin das rechte Handgelenk und zuletzt eine schmerzhafte Zehenverletzung, bei Bacsinszky eine Operation an der rechten Hand, dann das Handgelenk und die Wade.
Dabei konnten die Schweizer in Paris zuletzt viele grosse Erfolge feiern. Wawrinka war seit 2015 Sieger, Halbfinalist und Finalist, Bacsinszky in der gleichen Phase zweimal Halb- und einmal Viertelfinalistin. Vor drei Jahren stand auch Federer unter den letzten acht. Der fünffache Finalist und Sieger von 2009 fehlt nun schon zum dritten Mal in Folge.
Trotz der düsteren Momentaufnahme ist Besserung in Sicht – nicht nur, weil Federer für die Rasensaison auf die Tour zurückkehrt. Wawrinka, Bacsinszky und Bencic kämpfen seit Monaten darum, fit zu werden und auf ihr früheres Niveau zurückzukommen, und bei allen geht es aufwärts. Und niemand aus dem Trio lässt Motivationsprobleme erkennen, alle geben sich kämpferisch. Bencic hofft, in der Rasensaison «einen Lauf» zu haben. Bacsinszky geht davon aus, dass sie kurz davor steht, wieder völlig gesund zu werden. Und Wawrinka fühlt sich so stark, dass ihm auch der sich abzeichnende Rückfall im Ranking keine Sorgen bereitet: «Mein Niveau ist zu gut, um nicht wieder hochzukommen.»
Das Gleiche dürfte für Bacsinszky gelten, zumal die Lausannerin bis Januar 2019 noch acht grosse Turniere dank einem geschützten Ranking bestreiten kann, für die sie sonst nicht qualifiziert wäre. Sie hätte aber auch keine Mühe, kleinere Turniere zu spielen, sagt sie.
Offene Coachingfragen
Gemeinsam ist dem Trio auch, dass Unklarheit über die Coachingsituation herrscht. Bencic weilt ohne den Engländer Iain Hughes in Paris und sagt, sie wisse noch nicht, ob sie mit ihm weiterarbeiten werde. Bacsinszky hat sich nach der Trennung von Dimitri Zavialoff an ihren Jugendcoach Erfan Djahangiri gewandt, der zumindest bereit ist, sie interimistisch zu unterstützen. Und wie gross die Lust von Magnus Norman ist, erneut Vollzeitcoach Wawrinkas zu werden, ist unklar, auch wenn der Schwede in Paris bestätigt, sie hätten auch nach dem French Open gemeinsame Pläne.
Bencic sorgte am Samstag zudem für Verwirrung, als sie nach ihrem Wohnsitz gefragt wurde: Schweiz, Slowakei oder Monte Carlo? «Das ist egal», weicht sie aus, mit dem Hinweis, sie sei gerne überall; in der Slowakei, in der Schweiz, in Monte Carlo, Florida oder Dubai.
Das Schweizer Grüppchen in Paris wird ergänzt durch Stefanie Vögele und Viktorija Golubic, für die es schon ein Erfolg ist, im Hauptturnier zu stehen. Alle kommen heute zum Einsatz, und ausser Vögele treffen alle auf schlechter klassierte Gegner. Was in der aktuellen Situation aber wenig bedeutet.
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