Wie aus einer Idee im Studium eine Chance für die Karriere wird
Zehn Studierende der ETH in Zürich und der ZHAW in Winterthur haben einen Kugelroboter erfunden. Nun fliegen sie dank ihrer Bachelorarbeit in die USA – auf Einladung eines Grosskonzerns.
Von Mirjam Fuchs Was acht Maschinenbauer der ETH Zürich und zwei Elektrotechniker der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur mit ihrer Bachelorarbeit erleben, ist für Studierende aussergewöhnlich. Im September fliegen die angehenden Ingenieure auf Einladung eines amerikanischen Grosskonzerns für eine Woche in die USA. Unter anderem will der CEO die zehn Studenten kennen lernen. Sie haben im Rahmen ihres Fokusprojekts für die Bachelorarbeit einen Ballbot, also einen Roboter, entwickelt, der sich auf einer Kugel fortbewegt. Rezero nennen die zehn ihren Prototyp. Teammitglied Simon Dössegger (24) sagt, was er unter einem Ballbot versteht: «Er ist der heilige Gral der Fortbewegung. Er bewegt sich nicht wie ein Auto auf vier oder ein Velo auf zwei Rädern, sondern auf einer Kugel.» Der Rezero ist schnell und elegant, wie ein Eiskunstläufer gleitet er über den glatten Marmorboden des ETH-Labors. Rechte bei den Studenten Ihr Rezero sei ein Publikumsmagnet, egal ob an der ETH, an Robotermessen oder auf öffentlichen Plätzen, erzählt Corsin Gwerder (22). Vor allem Kinder seien fasziniert, da man Rezero anschubsen könne und er sich sogar in die Kurven neige. Der Kugelroboter bietet viele Möglichkeiten für die Unterhaltungs- oder die Fahrzeugindustrie. «Bei unserem Besuch beim amerikanischen Grosskonzern werden wir die zukünftige Zusammenarbeit besprechen», erklärt Lukas Limacher (26). Ein Spinoff gründen wollen die Studenten nicht, da sie im Herbst das Masterstudium beginnen. Die Rechte am Rezero-Prototyp liegen jedoch bei ihnen. Dössegger schätzt den Wert des Prototyps auf einen fünfstelligen Betrag. «Allein der Materialwert beträgt um die 40?000 Franken.» Der Umgang mit Grosskonzernen ist Neuland für die ETH-Studenten. Sie müssen es aber nicht alleine betreten. Ihr Professor Roland Siegwart und die ETH-Transfer unterstützen sie. Diese Fachstelle der ETH Zürich hilft Studierenden bei der Aushandlung von Verträgen, Patentrechten sowie bei Firmengründungen. «Unsere Mitarbeitenden haben alle mehrjährige Erfahrung in der Industrie», sagt Marjan Kraak, die Marketingmanagerin von ETH-Transfer. Sie schätzen den Marktwert einer Erfindung ein und sorgen dafür, dass die Studenten nicht über den Tisch gezogen werden. Eventuelle Einkünfte werden unter den Erfindern, dem Lehrstuhl und ETH-Transfer aufgeteilt. Überzeugend im T-Shirt Auch andere Hochschulen unterstützen ihre Studierenden, wenn es darum geht, die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten erfolgreich zu vermarkten. An der Universität Zürich kümmert sich die Fachstelle Unitectra darum. Die Fachhochschule der Künste (ZHdK) und die ZHAW besitzen zwar keine eigenen Abteilungen, aber für Unterstützung können sich die Studierenden an ihre Dozenten wenden. Die aktivste Unterstützung bietet die ETH. Schliesslich müssen die Studierenden in Meetings immer noch selbst überzeugen. Notfalls auch in T-Shirts und Flipflops, wie die zehn Rezero-Entwickler, die so einen wichtigen Vertreter der Firma im Labor empfingen. «Er war über die saloppe Kleidung zwar etwas irritiert, aber umso begeisterter vom Projekt und lud uns darauf ein nach Amerika», erzählt Lukas Limacher. www.rezero.ethz.ch Haben Rezero erfunden (v. l.): Simon Dössegger, Lukas Limacher, Jérôme Käser, Jonathan Hüssy. Foto: Sabina Bobst
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