Viele Bülacher Sitze wackeln
Im grössten Wahlkreis kann sich an den Kantonsratswahlen im April einiges ändern. Dies, weil das neue Wahlsystem Verschiebungen fördert.
Von Fahrettin Calislar Unterland – Die Einführung eines neuen Wahlsystems und der nicht vorhersehbare Erdrutschsieg der Grünliberalen (GLP) machten 2007 den etablierten Parteien Kopfzerbrechen. Doch von den 17 Unterländer Mandaten wurden nur drei neu verteilt. Auf der Verliererseite standen SVP und SP, zulegen konnten FDP und EDU sowie die GLP. 17 Sitze (2003: 16 Sitze) waren zu verteilen. Die zentralen Themen der Parteien heute sind Flughafen, Verkehr und Endlager. Gespannt sein kann man auf das Abschneiden der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP), welche in den Strudel der Verhaftung eines Mitglieds aus Embrach geriet. Unklar ist auch die Wirkung der Affäre um den grünliberalen Parlamentspräsidenten von Opfikon, Urs Wagner, der wegen rassistischer Äusserungen abgesetzt wurde. Einige Parteipräsidenten äusserten im Rahmen dieser Umfrage, dass die GLP den Zenit erreicht habe. Ausserdem fördert das neue Wahlsystem Sitzverschiebungen in grossen Wahlkreisen, auch wenn sich die Wähleranteile nicht ändern. SVP: Die «Promis» bleiben Die SVP tritt mit vier ihrer prominentesten Kantonsräte an: Ursula Moor, Gemeindepräsidentin von Höri, Matthias Hauser, Bildungspolitiker aus Hüntwangen, dem Bülacher Claudio Schmid und dem Klotener Heinrich Frei. Um die frei werdenden Sitze kämpfen Erich Bollinger (Rafz) und Margreth Rinderknecht (Wallisellen). Die Chance, den Status quo zu halten, ist gross. Sitz Nummer sieben wäre «eine sehr hohe Vorgabe», ist Präsident Ueli Betschart überzeugt. Das Ziel könnte die SVP nur erreichen, wenn sie den Wähleranteil von 36 (2007) auf 40 Prozent erhöht. «Aufgrund der Themenführerschaft bei Sorgen, die unsere Bevölkerung belasten, haben wir gute Aussichten», glaubt Betschart. SP: Gute Aussichten auf Sitz 4 Die grosse Verliererin der vergangenen Wahlen, die SP, ist zuversichtlich, den verlorenen vierten Bülacher Sitz wiederzuerlangen. Für die Klotener Kantonsrätin Priska Seiler Graf gibt es positive Anzeichen wie die guten Resultate an den Gemeinderatswahlen in Bülach und Opfikon. In Kloten verlor die Partei allerdings leicht. Der profilierte Ruedi Lais (Wallisellen) tritt wieder an, ihm zur Seite stehen Seiler Graf und der Embracher Peter Stutz. Auf Platz vier kandidiert die junge Glattfelderin Michèle Bättig – nicht zu verwechseln mit der grünliberalen Kantonsrätin aus Zürich. FDP: Besitzstand wahren Die FDP hatte 2007 einen dritten Sitz gewonnen. Diesen Sitz von Jean-Luc Cornaz (Winkel) will sie verteidigen. Mit Werner Scherrer (Bülach) und der Walliseller Gemeinderätin Linda Camenisch haben die Freisinnigen zwei Bisherige im Ärmel. Würde Scherrer wie geplant in den Bildungsrat gewählt, rückt der Bassersdorfer Kuno Ledergerber auf. «Der dritte Sitz ist arithmetisch in der Schwebe, doch wir sind zuversichtlich», sagt Präsident Kaspar Schait. Vor der grünliberalen Konkurrenz hat er keine Angst, die GLP «dürfe sich nicht mehr auf ein Newcomer-Image einer politisch nicht korrumpierten Partei verlassen». Grüne: Knapper Ausgang Die Grünen hatten 2007 zwar an Wählern zugelegt, aber im Vergleich zum restlichen Kanton unterdurchschnittlich. Dennoch konnten sie den Sitz von Susanne Rihs-Lanz sichern, welchen Regula Käser-Stöckli übernommen hat. Ein Sitzgewinn würde Felix Böni aus Bülach zugutekommen. Dieser zweite Sitz ist laut Co-Präsidentin Regula Kaeser zwar realistisch, weil die Partei ihn 2007 nur knapp verpasst habe. Doch die Partei verlor Wähler in Kloten und Bülach, in Opfikon ist sie gar nicht angetreten. Laut Kaeser werden die Grünen von den internen Querelen der GLP profitieren. CVP: Halten um jeden Preis Das erklärte Ziel im Strategiepapier der CVP ist die Verteidigung des Sitzes von Corinne Thomet. Der Nächstplatzierte ist Patrick Rouiller aus Opfikon-Glattbrugg. Die Bülacher CVP führt ihren Wahlkampf insbesondere auf ihrer Internetsite, auf die Präsident Walter Grauf bei allen Detailfragen verweist. 2007 hatte die Partei zwar leicht zugelegt, ist im Bezirk Bülach jedoch noch immer unter dem kantonalen Schnitt. EVP: Ein zweiter Sitz in Sicht? Die EVP Bülach erhofft sich einen zweiten Sitz im Bezirk. Ihr Vertreter Peter Reinhard (Kloten) ist ein Wortführer im Parlament. Edgar Urech (Nürensdorf) steht als Zweitplatzierter in den Startlöchern. Speziell an der Liste ist, dass EVP-Stadträte aus allen drei Parlamentsgemeinden auf der Liste sind. Reinhard verweist auf die guten Resultate in diesen drei Städten mit rund 10 Prozent Wähleranteil. «Wir hoffen, diese Stärke im ganzen Bezirk so ausbauen zu können.» Die EVP habe diese Ergebnisse in einem schwierigen Umfeld errungen. EDU: Einer ist sicher Der Oberembracher EDU-Vertreter Michael Welz geht davon aus, dass er seinen 2007 errungenen Sitz verteidigen kann. Ein zweites Mandat ist im Bezirk eher unwahrscheinlich. Die rechtskonservative Partei ist im Unterland stark und legt in der Region tendenziell zu – sie ist neu im Bülacher Stadtparlament vertreten. Der Zweite auf der EDU-Liste, Martin Jegge, ist Gemeinderat in Kloten. Die Unterländer EDU konzentriert sich auf überregionale Themen wie Schule und Jugend. GLP: Ein Sitz reicht nicht Um einen zweiten Sitz neben demjenigen von Jörg Mäder (Opfikon) kämpft auch die GLP. Mäder geht davon aus, dass die Partei zulegen wird, ein zweiter Sitz ist das erklärte Ziel. Nina Hake aus Kloten wäre die Nächstplatzierte. «Das Wahlziel‹den einen Sitz halten› ist für eine neue, innovative Partei zu wenig», sagt Bezirkspräsident Mäder. Die Partei habe gezeigt, dass sie keine Eintagsfliege sei. Er hoffe auf eine höhere Wahlbeteiligung, denn die Partei könne einerseits von Protestwählern profitieren, die von den «alten» Parteien enttäuscht sind, und andererseits bei den politisch ungebundenen Neuwählern zulegen. Die Affäre Wagner schade ihr nicht und sei wohl eher ein Versuch gewesen, die Partei «in ein schlechtes Licht zu stellen». BDP: Hürde nehmen denkbar Das Ziel der BDP ist klar: Sie will in mindestens einem Wahlkreis die 5-Prozent-Hürde nehmen und ins Parlament einziehen. Im Bezirk Bülach sei dies denkbar, sagt Wahlkampfleiterin Maja Ziörjen. Die Liste führen die frühere Dietliker Gemeinderätin Verena Albrecht und Daniel Brunner aus Glattfelden an. «Wir haben nichts zu verlieren», betont Ziörjen. Sie geht nicht davon aus, dass die Affäre um den Embracher P. J. die Partei Stimmen gekostet hat. Leere Sitze im Rathaus.Foto: TA-Archiv
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