«Sumpfige» Zeiten auch im Winter
Das Dorf Oberburg kocht gastronomisch auf Sparflamme. In den letzten Jahren ist eine Beiz um die andere zugegangen. Der Wirt im Golfrestaurant gibt Gegensteuer und verlängert die Saison erstmals in den Winter hinein.
«Bei uns sind das Bier und der Kaffee zum üblichen Preis zu haben; obwohl wir zum Golfplatz gehören, verstehen wir uns nicht als exklusive Golferbeiz, sondern als ganz normales Restaurant für jedermann», betont André Jäggi. «Vielleicht ist der Wirt nicht ganz normal, aber das soll ja vorkommen», fügt er lachend hinzu. Der Wirt ist er selber; vor kurzem hat er das «Alte Sumpfhaus», den Gastronomiebetrieb des Golfparks Oberburg, als Nachfolger von Christine Götz übernommen. In der Tat entspricht er auf den ersten Blick nicht ganz der Norm des landläufigen Gastwirts: Der kräftig gebaute Mann steckt in bequemen Beachhosen mit dem schwarz-weissen Fleckenmuster einer Freiburger Kuh, und das lebhafte Gesicht ziert ein grauer Fünftagebart. «Die Hosen sind quasi mein Markenzeichen; ich trage sie schon so lange, dass man sie demnächst wird flicken müssen», schmunzelt er. Und das mit dem Stoppelbart – «ach wissen Sie, manchmal bin ich rasiert, manchmal nicht; ich behandle die Gäste aber immer wie Gäste.» Den direkten Kontakt zu seiner Kundschaft pflegt der neue «Sumpfhaus»-Betriebsleiter auf seine Weise. «Wenn wir einen Anlass haben, gehe ich zu den Gästen und erzähle ihnen allerlei Wissenswertes rund um das Menü», sagt er. Zum Beispiel, dass die Methode, das Fleisch in der Niedrigtemperatur-Methode zuzubereiten, keine moderne Erfindung sei. Sie stamme vielmehr von den Indianern Nordamerikas. «Sie pflegten ihre Jagdbeute bereits vor Jahrhunderten aus diese Weise zuzubereiten; sie brieten das Fleisch kurz an, wickelten es in Felle, vergruben es mit heissen Steinen in der Erde und liessen es dort eine Zeit lang garen», erklärt der Gastronom, der selber gerne auch Neues ausprobiert. «Soeben habe ich versucht, Kürbis-Chips herzustellen – es hat tatsächlich funktioniert», berichtet er. Ein Dorf auf dem Trockenen André und Marylin Jäggi geschäften zusammen mit zwei weiteren Angestellten und mehreren Aushilfen in einem speziellen Umfeld. Das Dorf Oberburg liegt gastronomisch nämlich ziemlich auf dem Trockenen: Der «Bären» ist geschlossen, ebenso die «Pfistern», der «Adler» und der «Lochbach» – und bis auf weiteres nun auch noch die «Steingrube». Hinzu kommt, dass das Freiluftrestaurant im privaten Garten der Familie Lüthi an der Emmentalstrasse auf Beginn der kalten Jahreszeit naturgemäss ebenfalls zugeht. In dieser Situation will das Ehepaar Jäggi in die Bresche springen und die Saison des «Sumpfhauses», die normalerweise Ende Oktober mit der Golfsaison endet, heuer erstmals in den Winter hinein verlängern. Events und Firmenessen Der November ist als Eventmonat geplant – mit diversen Kochkursen, Brasil-Nights und dem Lotto der Hornusser. Im Dezember hält sich Jäggi mit seinem Team für die Jahresschluss-Essen bereit, ebenso in der ersten Januarhälfte, denn er hat beobachtet, dass Firmenchefs die Belegschaftsanlässe immer öfter auf den Januar verschieben, weil im Dezember ohnedies schon sehr viel läuft. Für die Firmen- und Gruppenanlässe bietet der Wirt eine Kombination aus kulinarischer und künstlerischer Aktivität an: Nebst einem Menü steht auch das Herstellen von Eisskulpturen auf dem Programm, eine Kunst, die sich Jäggi vordem als gastronomischer Betriebsleiter auf dem Stockhorn angeeignet hat. Entsprechend wird er die Teams, die sich mit Meissel, Pickel und Kettensäge an den Eisblöcken zu schaffen machen, persönlich unterweisen und betreuen. Mitte Januar ist jedoch Schluss: Wirt und Belegschaft werden ihre Ferien antreten und die Türen des «Alten Sumpfhauses» erst Ende März, zu Beginn der Golfsaison, wieder öffnen. Industrielle Vergangenheit Übrigens: Die Bezeichnung «Altes Sumpfhaus» ist keine Einladung an die Gäste, hier zu «versumpfen». Der Name erinnert vielmehr an die industrielle Vergangenheit des Gebäudes. Darin wurde Lehm für die Ziegelherstellung aufbereitet; weil der Boden der Halle davon immer ein wenig matschig, fast «sumpfig» war, nannte man das Gebäude scherzhaft «Sumpfhaus». Die Produktion wurde 1985 eingestellt, aber der Name ist geblieben – in der angepassten Form «Altes Sumpfhaus». Hans Herrmann •www.altessumpfhaus.ch >
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch