«Schlagersänger, die Rockmusik machen, finde ich schrecklich»
Max Lässer gilt als einer der besten Schweizer Gitarristen. Mit seinem Überlandorchester spielt der gebürtige Stäfner wieder einmal in seiner alten Heimat.
Mit Max Lässer sprach Jérôme Stern Aus meiner Zeit in Stäfa kenne ich natürlich wahnsinnig viel Leute. Die sind auch älter geworden, und man muss sie fürs Konzert aufbieten (lacht). Ich werde nächste Woche noch ein paar Telefonate machen. Beim letzten Konzert war der Saal rammelvoll, manche fanden gar keinen Platz mehr. Ich freue mich darauf, Leute zu treffen, mit denen ich 15 Jahre lang alles zusammen gemacht habe. Als ich in Stäfa wohnte, war mein Zentrum halt wirklich Stäfa. Das ist eine andere Rolle, allerdings bin ich schon seit den «Ark-Zeiten», also seit 1985, Bandleader &endash wahrscheinlich aus purem Egoismus: Damit die Musik gespielt wird, die ich will. Es hat viel Raum für alle Musiker, das gefällt mir. Beim Überlandorchester wollte ich den Bezug zur Schweiz. Das ist für mich ja nichts Neues, aber ich wollte mit diesen Musikern das Projekt entwickeln und auf die Bühne bringen. Das ist uns über vier CDs und in bald zehn Jahren gelungen. Bis vor zwei Jahren spielten wir immer in der grossen Besetzung. Doch ich realisierte, dass es viele Anfragen von Organisatoren gab, die uns gar nicht bezahlen konnten. Ich fand das schade, darum habe ich ein «Destillat» gemacht. Im Quartett spielten wir bisher rund 150 Konzerte. Das läuft blind, wir können auspacken und loslegen. Und wir haben ein riesiges Repertoire. Das ist sehr befriedigend, da stimmen Aufwand und Ertrag. Aber ich stehe halt auf den Sound der grossen Besetzung, es ist geil, wenn es «rattert». Für eine Tournee mit dem grossen Orchester muss ich aber immer zuerst Geld auftreiben. Wir bräuchten an jedem Konzert 500 Zuhörer &endash dann würde es laufen. Das war an der Expo.02. Ich hatte eine «Carte Blanche» und wollte Hubert für einen alpinen Konzertabend dabeihaben. Ich gab ihm meine CD mit Schweizer Tänzen und fragte ihn. Er meinte, gut, das machen wir. Natürlich spielten wir noch ein, zwei Stücke zusammen. Er lud mich dann zu den Aufnahmen seiner CD ein. Dieses Programm brachte er auch auf die Bühne. Zuerst sollten es nur 30 Konzerte sein, doch schliesslich waren es 100, bei denen ich immer mitspielte. Das war eine sehr gute Band. Den Drummer holte ich dann ins Überlandorchester. Seit damals stehen Hubert und ich in Kontakt. Das ist eine schwierige Frage &endash ich bin ein Musikfreak und höre immer Musik. Jede Woche gehe ich in Baden in meinen CD-Laden &endash einer der letzten Saurier. Ich höre mir dort viele neue Sachen an, darunter gibt es zwar immer wieder Trouvaillen, die herausstechen. Aber es gibt auch ein paar alte Musiker, die ich verfolge. Paul Simon ist grandios! Der Typ ist 70-jährig und macht ein Album, das mindestens so gut wie «Graceland» ist. Popmusik kann ich nicht hören, das ist wie Schlager &endash und Schweizer Schlagersänger, die ein wenig Rockmusik machen, finde ich schrecklich. Die schreiben Sekundarschulaufsätze, aber keine ernst zu nehmenden Texte. Büne Huber, Stiller Haas und Züri West, die machen wirkliche Texte. Ich habe Glück gehabt. In den späten 60er-Jahren, als ich anfing, herrschte eine wahnsinnige Aufbruchstimmung, eine spezielle Energie. Klar, waren wir Hippies, und ja, es hat sich alles nicht bewahrheitet. Aber es gab damals einen extrem kreativen Output. Ich meine, die guten Musiker aus dieser Zeit spielen immer noch: Steve Winwood, Eric Clapton und all die anderen. Mit diesem Schub habe ich angefangen. Es herrschte Hochkonjunktur &endash aber Musik konnte man damals nicht lernen, und ich musste ja irgendetwas lernen. Also machte ich das KV auf einer Bank, die haben mich mit Handkuss genommen. Wenn ich gerade kein Geld hatte, sang ich in den Beizen, andere schoben Nachtschichten auf der Sihlpost. In dieser Zeit fand ich die Möglichkeit, kreativ zu sein, und habe das auch durchgezogen. Manchmal war ich nahe an einem Trend, manchmal weit weg. Aber mein musikalischer Fokus war noch nie so klar wie heute. Konzert: Kulturkarussell Rössli, Freitag, 4. November, 20.30 Uhr. Reservationen unter Telefon 044 926 48 67. Max Lässer mit seinem Überlandorchester. Foto: PD
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