Österreichischer Staatsanwalt ermittelt gegen SVP-Werber
In der Steiermark verwendet die FPÖ unter der Anleitung von Alexander Segert ein Computerspiel zum Minarettabschiessen – und löst damit einen Sturm aus.
Von Bernhard Odehnal, Wien Über der Silhouette einer Stadt tauchen Minarette auf. Erst eines, dann werden es immer mehr. Wenn man die Türme mit einem Klick auf die Computermaus «abschiesst», verschwinden sie wieder. Wenn nicht, kommen Muezzine hinzu und stimmen ihren monotonen Sprechgesang an. Dann ist das Abendland in Gefahr. Ein erstes Mal tauchte dieses Computerspiel letztes Jahr vor der Minarettabstimmung in der Schweiz auf. Lanciert wurde es im Internet von der Anti-Minarett-Initiative, entwickelt von der PR-Agentur Goal und deren Chef Alexander Segert. Jetzt gestaltet der SVP-Werber im österreichischen Bundesland Steiermark den Wahlkampf der rechtspopulistischen FPÖ – und mit ihm taucht auch das Computerspiel wieder auf. Auf Veränderungen der bewährten Provokation wurde weitgehend verzichtet. Lediglich die Website hat eine neue Adresse (www.moschee-baba.at, in der Schweiz hiess sie noch www.minarett-attack.ch). Und das Matterhorn im Hintergrund wurde durch steirische Wahrzeichen ersetzt. Dass es sich um Wahlwerbung handelt, ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Erst wenn man das Spiel beendet, steht auf dem Bildschirm: «Die Steiermark ist voller Minarette und Moscheen. Damit das nicht geschieht: Am 26. September Dr. Gerhard Kurzmann und die FPÖ wählen!» Das Spiel sorgt in Österreich für grosse Aufregung und garantiert der FPÖ maximale Aufmerksamkeit. Selbst die Kirche protestiert gegen die «Gefährdung des Zusammenlebens der religiösen Glaubensgemeinschaften». Seit gestern ist auch die Justiz aktiv: Die Grünen und die islamische Glaubensgemeinschaft haben Anzeigen wegen Verhetzung eingebracht, denn die FPÖ Steiermark lasse auf Muezzine schiessen. «Erfolg liegt auf der Strasse» Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher, bestätigte gestern, dass wegen des Tatbestands der Verhetzung und der Herabwürdigung religiöser Lehren ermittelt werde. Das Verfahren habe auch das Ziel, «die Verantwortlichen für diese Website herauszufinden». Die Zeitung «Standard» schreibt, die Domain www.moschee-baba.at gehöre Segerts Firma Goal. Einen seiner seltenen öffentlichen Auftritte hatte Segert vergangenen Freitag im steirischen Leoben, als er begeisterten FPÖ-Funktionären seine Werbelinie vorstellte. «Sie haben das richtige Programm, die richtigen Kandidaten, die richtigen Themen», lobte Segert seine Kunden: «Der Wahlerfolg liegt auf der Strasse, Sie müssen ihn nur aufheben.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch