Nach dem Murren kam die Begeisterung
Mendelssohns Vertonung ist ergreifend, der Text des «Elias»-Oratoriums brachial. Daran mussten sich die Männedörfler und Uetiker Sänger erst gewöhnen. Seit 18 Monaten proben sie fürs kommende Wochenende.
Von Eva Robmann Männedorf &endash Stürme und Erdbeben, Mord und Rache. Davon handelt das von Felix Mendelssohn vertonte «Elias»-Oratorium. Ein Traum für jeden Dirigenten. Und dieser Traum erfüllt sich für Christof Hanimann mit dem Stephans-Chor. «Dass wir je in der Lage sein würden, ein Werk wie den «Elias» aufzuführen, hätte ich früher nicht zu denken gewagt», sagt Christof Hanimann. Vor 24 Jahren hatte er den Stephans-Chor, damals noch Cäcilienverein, mit gut 20 Mitgliedern übernommen. Es war der erste Chor des Berufsmusikers, und er ist ihm treu geblieben. «Der Text erzeugt Widerwillen» Heute erklingt ein «Danket dem Herrn» aus über 60 Kehlen, vierstimmig von Männern und Frauen jeden Alters, die ihrem Dirigenten blindlings folgen &endashohne Taktstock. Sie intonieren auch die brachialsten Textstellen des «Elias»-Oratoriums, inzwischen ohne zu murren. «Er muss sterben», singen die Chormitglieder, ihre Skrupel als Gläubige verschiedenster Religionsrichtungen mussten sie ablegen. «Greifet ihn, tötet ihn», klingt es fortissimo an einer der unzähligen Proben in der reformierten Kirche Männedorf. Mit dem Text bekundeten auch die wenigen Atheisten im Stephans-Chor Mühe. «Ja, der ‹Elias›-Text erzeugt schon mitunter Widerwillen», sagt Hanimann. Etwa dann, wenn der 900 Jahre vor Christus lebende Prophet Elias dazu aufrufe, die andersgläubigen Propheten zu «schlachten». Da frage man sich schon: «Muss denn den Leuten um jeden Preis ein Ein-Gott-Glaube aufgezwungen werden?», sagt der Dirigent. Doch die Vertonung Mendelssohns sei dramatisch. Und die Szenen musikalisch umzusetzen, in denen nach langer Dürre Sturm aufkomme und die Wasserwogen gewaltig brausten, machten den zu Gewalt aufrufenden alttestamentarischen Text mehr als wett. Der Dirigent singt selber vor Bei der Probe lässt der Dirigent unsaubere Stellen wiederholen, singt zur Not selber vor. «Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor Durst.» Und es klappt, das Ergebnis bewegt. Eineinhalb Jahre lang übten die über 60 Sänger und Sängerinnen jeden Donnerstagabend für das Konzert. Ein Wochenende verbrachten alle in Einsiedeln und probten im Kloster, unermüdlich. Denn so viele Choreinsätze wie in «Elias» sind selten für ein Oratorium. Die vier grossen Solisten-Rollen übernehmen Berufssänger. Der Bariton Markus Oberholzer singt den Elias, die in Männedorf wohnhafte Mezzosopranistin Ingrid Alexandre die Königin und der Tenor David Munderloh den König. Eine weitere Solistin ist die Sopranistin Sarah Maeder, die den Stephans-Chor auch als Stimmbildnerin unterstützt. Sogar ein Knabe darf eine kleine Solistenrolle übernehmen, die sonst oft durch eine Frau besetzt wird. Florian Klein, der Sohn einer Sängerin, darf in der Dürrezeit nach Regen Ausschau halten. Das Orchester Collegium Cantorum spielt mit. Am Ende darf der Prophet Elias, nach dessen Leben viele trachteten, im «feurigen Wagen mit feurigen Rossen» in einem Crescendo «gen Himmel» fahren. «Elias»-Oratorium von Felix Mendelssohn, Stephans-Chor Männedorf-Uetikon: Samstag, 12. November, 19 Uhr, und Sonntag, 13. November, 17 Uhr, reformierte Kirche Männedorf. Vorverkauf: Papeterie Pfister, Männedorf, 044 920 05 57. Am Probenwochenende in Einsiedeln übten die über 60 Sängerinnen und Sänger des Stephans-Chors intensiv ihre Choreinsätze. Foto: PD
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