Mein Mann und ich reden kaum mehr miteinander. Sollen wir uns trennen?
FRAGE AN ANNA: Wir sind seit 10 Jahren verheiratet und haben einen kleinen Sohn. Seit zwei Jahren hat sich unsere Beziehung sehr verändert. Wir reden kaum noch miteinander. Ich fühle mich total unverstanden, habe aber das Gefühl, dass es meinen Mann nicht stört. Er kommt von der Arbeit heim, isst, schaut dann fern und redet nur das Nötigste. Wir unternehmen auch kaum mehr etwas gemeinsam. Zwar liebe ich ihn noch, denke aber daran, mich von ihm zu trennen, denn auf Dauer kann ich so nicht glücklich sein. Was meinen Sie?Ihre S. aus Thun LIEBE S.: So hoffnungslos ist die Situation zum Glück nicht. Sie schildern einen ganz normalen Prozess, der sich oft mit der Zeit einschleicht. Erinnern Sie sich an die erste Zeit mit Ihrem Mann? Was wollten Sie ihm nicht alles erzählen, und er Ihnen. Und wenn es heute anders ist, geht es Ihnen wie den meisten Ehepaaren. Statistisch gesehen sprechen nach sechs Jahren Ehe Partner noch zehn Minuten täglich miteinander. Schauen wir uns also die einzelnen Phasen des Zusammenseins einmal an: In der Phase der Verliebtheit können wir nicht genug voneinander bekommen und erzählen uns fast alles. Dann nach etwa zwei Jahren folgt die Verhandlungsphase. Wir erkennen die Schwächen des Partners und wollen sie verändern. Wir bringen unsere eigenen Wünsche nun vermehrt an und kritisieren auch. Dennoch verbringen wir noch viel Zeit miteinander. Dann irgendwann, schleichend und nicht zeitlich einordbar, folgt die Stillstandsphase. Wir akzeptieren den Partner so wie er ist, arrangieren uns mit dem, was uns nicht gefällt, und schweigen. Die tägliche Routine übernimmt die Herrschaft und erstickt den Austausch über Gefühle und Einstellungen. Meistens wird nur noch über die Organisation des Alltags gesprochen. Genau wie bei Ihnen. Und dann kommt der Moment, in dem einem auffällt, das etwas fehlt. Wo sind all die Gefühle und Wünsche geblieben, die einen früher verbunden haben? Es scheint, als ob jeder sein Leben lebt und dass die Partnerschaft nur noch eine Zweckbeziehung ist, in der die Wünsche nicht mehr erfüllt werden. Darunter leiden Frauen häufiger als Männer, weil sie eher das Bedürfnis nach Kommunikation und Nähe haben. Die Frage ist jetzt, wie es weitergehen soll. Ideal wäre ein Wochenende in einem romantischen Hotel oder eine Woche Urlaub, in der Sie viel Zeit füreinander haben. Dann ziehen Sie Bilanz: Was gefällt dir/mir in unserer Ehe? Was wünschen wir uns anders? Sprechen Sie konkret über Ihre Wünsche. Vermeiden Sie es aber, Ihren Mann anzugreifen. Versuchen Sie zu verstehen, warum er sich verändert hat. Auf jeden Fall sollten Sie das Gespräch beginnen, damit es ihm leichter fällt zu reden. Sagen Sie ihm, dass Sie mit ihm sprechen wollen, weil Sie ihn lieben und wieder glücklich sein möchten. Sie sollten sich vornehmen, wieder öfter gemeinsam etwas zu machen und häufiger zu sagen, was Sie empfinden. Der Anfang ist schwer, lohnt aber, um auf Dauer wieder ein Stück vom Glück zu erleben. Ihre Anna Ihre Fragen an: liebe.anna@bernerzeitung.ch oder LIEBE ANNA, Postfach 150 3472 Wynigen >
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