Leihgeschäfte unter Konkurrenten
Das Forechecking ist im Schweizer Eishockey hoch im Kurs, betrieben wird es freilich in erster Linie hinter den Kulissen von Funktionären, Managern und Sportchefs. Das Transferkarussell, das der SCB mit der Verpflichtung des begehrten Ryan Gardner für die nächste Saison angestossen hat, ist richtig in Fahrt gekommen. Am meisten Staub aufgewirbelt hat bisher der Wechsel Michel Zeiters. Keine grosse Überraschung war, dass ihn die von Geldsorgen geplagten SCL Tigers nicht halten konnten. Erstaunlich war hingegen, dass der einstige «König der Löwen» ausgerechnet zum Erzrivalen des ZSC, den Kloten Flyers, stiess. Und ja, auch der Nachfolger von Nationalcoach Ralph Krueger steht schon fest: Die Lions müssen Sean Simpson ersetzen, der das Team sensationell zum Gewinn der Champions League geführt hat. Diese Transfers, auch wenn sie früh getätigt werden, gehören zum Geschäft. Eine merkwürdige Eigenheit der National League sind hingegen die Leihgeschäfte unter Konkurrenten. Da gibt der HC Davos Thomas Wellinger an den EHC Biel ab und erlaubt dem oft überzähligen Kanadier Alexander Daigle, ein Wochenende für den HC Gottéron zu spielen. Und die SCL Tigers übernehmen in der Not von Servette Goalie Benjamin Conz, der zuvor dreimal beim HC Lausanne in der NLB zum Einsatz gekommen ist und gleich oft verloren hat. Was können sich die Klubverantwortlichen von der Verpflichtung derartiger Leihspieler erhoffen? Eigentlich nur, dass sie das Team verstärken, ohne besonders positiv aufzufallen. Denn die Besitzer haben das Recht, ihre Akteure jederzeit zurückzubeordern. Gedanken über Sinn und Unsinn solcher Retour-Transfers macht sich offenbar niemand. Immerhin: Bisher sind Wettbewerbsverfälschungen ausgeblieben. Wellinger hat auf die Resultate des EHC Biel marginalen Einfluss, und die Emmentaler haben trotz ansprechender Leistungen von Conz zweimal verloren, genau wie die Freiburger trotz zwei Assists von Daigle. Aber was nicht ist, kann noch werden. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Leihspieler einen Leistungsträger eines Konkurrenten seines Besitzers verletzt? Der Teufel soll nicht an die Wand gemalt werden, aber offenbar machen Regeln den Sport nicht zwingend fairer oder logischer. Vor ein paar Wochen, im Match SCB - Rapperswil-Jona Lakers, musste Schiedsrichter Rick Looker einen Treffer der Gäste anerkennen, obwohl er wusste, dass er auf inkorrekte Weise erzielt worden war. Das Reglement verbot ihm, per Video zu überprüfen, ob ein Torraumoffside vorlag. Ob zuerst die Scheibe die Torlinie passiert hatte oder das Gehäuse aus den Angeln gehoben wurde, durfte er hingegen am Bildschirm festhalten. Der Beobachter runzelt abermals die Stirn. Es wäre womöglich an der Zeit, würde das Forechecking auch auf die Welt der Paragrafen ausgedehnt.ar >
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