In der Hitze um die Wette gepflügt
Am Walliseller Traktorenfest waren Präzision und Ausdauer gefragt. Die Wettpflüger zogen bei über 30 Grad im Schatten zentimetergenau ihre Furchen.
Der Gewinner der Schweizer Meisterschaft 2010 im Wettpflügen kommt aus Wintersingen, Baselland, und heisst Beat Sprenger. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen Peter Ulrich aus Neerach sowie Toni Stadelmann aus Liestal, Baselland. Der Unterländer Ulrich hatte sich bereits an der kantonalen Meisterschaft vom Samstag den zweiten Platz erkämpft und ist auch auf nationaler Ebene kein Newcomer: So hatte er bereits an der letztjährigen Schweizer Meisterschaft in Gächlingen den dritten Platz erlangt. Ebenfalls vorne dabei sind die Vertreter der Familie Angst aus Wil, wobei sich Vater und Sohn ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten. Schliesslich schaffte es Marco auf den fünften Platz, gefolgt von seinem Vater Walter, der den sechsten Rang erreichte. Die übrigen Unterländer, Bernhard Meier aus Wil und Christian Rubin aus Rafz, erkämpften sich den neunten beziehungsweise den elften Platz. Das Traktorenschmücken wurde dagegen ganz von der Familie Angst dominiert. So siegte Marco Angst sowohl auf kantonaler wie auf nationaler Ebene, sein Vater Walter wurde Zweiter in der Schweizer Meisterschaft. Allerdings waren in beiden Fällen nicht die Traktorlenker die eigentlichen Künstler. Die farbenfrohen Bouquets, welche die Kühler der Traktoren zierten, hat nämlich Käthy Angst zusammengestellt. (pal) Von Lucien Palser (Text) und David Baer (Bilder) Wallisellen – Mit dem Traktorenfest fand am Wochenende ein landwirtschaftlicher Grossanlass in der Zürcher Agglomeration statt. Auf dem Gelände am Dorfrand von Wallisellen fanden an zwei Tagen Ausstellungen und Meisterschaften statt, am Samstagabend trat mit Bundesrat Ueli Maurer (SVP) gar ein prominenter Festredner auf. Bei den Meisterschaften wurden sowohl Geschicklichkeit, Schnelligkeit als auch Sinn für Ästhetik geprüft. So gab es kantonale und nationale Meisterschaften im Pflügen und Traktoren-Geschicklichkeitsfahren, ebenso wurden aber die am schönsten geschmückten Traktoren prämiert. Auch die Geschichte der Landwirtschaft kam nicht zu kurz: Am Sonntagmorgen fuhren die Freunde alter Landmaschinen gleich zu Dutzenden auf dem Festgelände vor. Die Sammler, die mit ihren Fahrzeugen aus der ganzen Schweiz angereist kamen, präsentierten Traktoren aller Grössen und Jahrgänge. Unter den restaurierten und auf Hochglanz polierten Maschinen gingen die ältesten Modelle bis auf die 1930er-Jahre zurück. Präzision gefragt Besonderen Aufwand betrieben die Wettpflüger, die am Sonntag zur Schweizer Meisterschaft antraten. «Es geht darum, eine bestimmte Fläche in einer bestimmten Zeit so genau wie möglich zu pflügen», erklärt Willi Zollinger, Präsident der Schweizerischen Pflüger-Vereinigung (SPV) und vormaliger Schweizer Meister und Weltmeister. Was die Genauigkeit anbelangt, so gilt es vor allem, möglichst gerade Furchen zu ziehen und sicherzustellen, dass sie exakt die richtige Länge haben. Wesentlich ist auch, dass kein Unkraut an der Oberfläche zurückbleibt. Das ist im landwirtschaftlichen Alltag von grosser Bedeutung. «Durch genaues Pflügen kann man den Einsatz von Pestiziden erheblich verringern», erklärt Kantonsrat Robert Brunner (Grüne). An Genauigkeit liessen es die Teilnehmer in der Tat nicht fehlen. Bei brütender Hitze fuhren sie mit ihren Fahrzeugen und berechneten die Markierlinien. Rund vier Stunden benötigten sie, um ihre Parzelle nach allen Regeln der Kunst zu pflügen. Ganze Familie packt an Für das Unterland traten nicht weniger als fünf Teilnehmer an, Peter Ulrich aus Neerach sowie gleich vier Teilnehmer aus dem Rafzerfeld. Neben Christian Rubin aus Rafz waren dies Bernhard Meier sowie Walter und Marco Angst aus Wil. Bei den Angsts ist das Pflügen eine Familienangelegenheit: Nicht nur vermochte Vater Walter seinen Sohn mit seiner Leidenschaft anzustecken, auch Ehefrau Käthy und Tochter Nadine sind vom Pflugsport angefressen, und Letztere vermochte gar noch ihren Freund Stefan Lee für den Familiensport zu begeistern. Zu dritt feuerten die Rafzerfelder die Wettpflüger an, mit eigens gedruckten Fan-T-Shirts, und gingen ihnen, wo immer möglich, zur Hand. «Es ist erstaunlich, dass man mit einem solch riesigen Gerät so ungeheuer präzise arbeiten kann», erklärte Käthy Angst ihre Faszination für das Pflügen. Intensives Training Da die Pflüger nur trainieren können, wenn kein Korn auf den Feldern steht, ist ihre Trainingszeit äusserst beschränkt. «Üben kann man allerhöchstens zwei Monate im Jahr», sagte Nadine Angst. Umso intensiver nutzen die Pflüger daher die ihnen zur Verfügung stehende Zeit. «Wer vorne mithalten will, muss einen immensen Aufwand betreiben», sagte Hans-Peter Schurter aus Freienstein. Obschon der Landwirt auch von Berufs wegen im genauen Pflügen geübt ist, musste er das sportmässige Pflügen aufgeben. «Ohne intensives Training ist in einem solchen Wettkampf nichts zu holen.» Doch auch beim Traktoren-Geschicklichkeitsfahren war Übung gefragt. So mussten die Teilnehmer zehn knifflige Aufgaben erfüllen, unter anderem mit dem Traktor einen Slalom absolvieren, Harasse stapeln und mit einem Forsttraktor einen Holzturm bauen. Für Laien, die sich nicht mit der Zuschauerrolle begnügen wollten, blieb die Fahrt mit dem Rasentraktor. Bernhard Meier aus Wil (links) bringt unter der gleissenden Sonne seinen Pflug auf Vordermann. Peter Ulrich aus Neerach (rechts) ist auf dem Weg aufs Podium.
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