Hauptprobe vor dem Lehrabschluss
Philip Tschanz ist einer von 111 Jugendlichen, die am Lehrlingswettbewerb Züri-Oberland teilnehmen. Sein Glück versucht der Schreinerlehrling mit einem praktischen Schuhschrank.
Von Susanne Aebersold Uster – In der Schreinerei Geering in Uster riecht es heimelig nach Holz. Umgeben von Brettern aus Nuss-, Birn-, Apfel- und Zwetschgenbaum, Buche und Esche, arbeitet Philip Tschanz. Der 19-jährige Ustermer absolviert hier eine Schreinerlehre. «Mir war schon in der Schule klar, dass ich einen handwerklichen Beruf erlernen möchte. Und da ich gerne mit natürlichen und warmen Materialien arbeite, begeisterte mich der Schreinerberuf von Anfang an.» Seine Begeisterung für den Beruf überträgt sich auch auf seine Objekte, die er anfertigt. So zum Beispiel auf einen Schuhkasten aus amerikanischem Nussbaum. «Der warme Braunton und die Maserung des Holzes gefallen mir», sagt Philip Tschanz. Diesen Schuhschrank hat er speziell für den Lehrlingswettbewerb Züri-Oberland angefertigt. Philip Tschanz ist einer von 111 Lehrlingen aus 25 verschiedenen Berufen und 60 Firmen, die vom 10. bis zum 14. November ihre Wettbewerbsarbeit in Uster präsentieren. Nicht nur Schreinerlehrlinge, auch angehende Coiffeusen, Gärtner, Bäcker, Maurer, Optiker, Fachfrauen für Kinderbetreuung oder Hochbauzeichner sind mit ihren Arbeiten vertreten. Schnörkelloses Objekt Rund eineinhalb Arbeitswochen brauchte Philip Tschanz, bis er seinen Schuhschrank fertig hatte. Den Grossteil erledigte er in seiner Freizeit. «Ich muss neben dem fertigen Objekt auch eine Skizze sowie einen Beschrieb abliefern.» Das Ganze sei eine gute Vorbereitung für die Lehrabschlussprüfung, die dem 19-Jährigen nächstes Jahr bevorsteht. Einen Schuhkasten hat er deshalb als Wettbewerbsobjekt gewählt, weil im Haus seiner Eltern gerade einer gebraucht wird und ihn das Thema reizte. Der Schrank sollte sowohl dekorativ als auch funktional sein. Zudem ein Aufbewahrungsort für Schlüssel, Portemonnaie und Post. «Diese Dinge liegen sonst ja meistens irgendwo herum.» Entstanden ist schliesslich ein schnörkelloser, ein Meter hoher Schuhkasten, der auf Rollen steht. So kann er praktisch von Ort zu Ort geschoben werden. Dorthin, wo er halt gerade passt und gebraucht wird. Wenn man die beiden Flügeltüren ganz öffnet, lässt sich der Schrank auch in ein offenes Regal verwandeln. Die Rückwand besteht nämlich aus zwei Teilen, die durch Scharniere verbunden sind. «Wenn ich von meiner Schuhgrösse 46 ausgehe, dann haben total 10 Paar Schuhe im Schrank Platz.» Und in einer Schublade verschwinden diskret Schuhputzmittel und weiterer Krimskrams. Edles Material gewählt Der Schrank besticht durch seine originelle Einfachheit und durch das edle Material. Es stören keine Griffe aus Metall oder Plastik. Alles ist aus Holz. «Die Griffe habe ich ausgefräst.» Ob er sich mit seiner Arbeit den ersten Preis holt, ist für Philip Tschanz zweitrangig. «Ich habe keine Ambitionen in diese Richtung. Für mich war es spannend, von A bis Z alles selber machen zu können.» Dies, obwohl er sonst gerne im Team arbeitet. Seine Arbeit präsentiert Philip Tschanz am Lehrlingswettbewerb während vier Tagen und steht auch selber Rede und Antwort. «Es ist wichtig, als Teilnehmer Fragen der Besucher und Experten über das Objekt beantworten zu können.» Zwei Fachexperten werden seine Arbeit beurteilen. Bewertet werden neben der Idee die Ausführung der Arbeit, aber auch deren Präsentation und Dokumentation sowie das Fachgespräch mit den Experten. Die Arbeiten werden benotet, und alle Teilnehmenden erhalten ein Diplom. Wer Glück hat, erhält vielleicht auch den Jury- oder Teilnehmerpreis. Hier gibts zusätzlich Geldbeträge zwischen 200 und 1500 Franken zu gewinnen. Auch die Teilnehmer können unter ihresgleichen einen Gewinner bestimmen. «Es werden viele gute und originelle Arbeiten zu sehen sein. Einen Konkurrenzkampf unter uns Lehrlingen gibt es aber nicht», meint Philip Tschanz. Für die OK-Präsidentin Annina El Sammra ist es wichtig, dass auch Oberstufenschüler den Anlass besuchen. «Sie können den Lehrlingen direkt Fragen zu den einzelnen Berufen stellen. Das bringt meistens mehr, als wenn der Berufsberater erzählt.» So gesehen sei der Anlass auch eine gute Plattform für die Berufswahl. Auf die Frage, ob er denn bei einem Sieg mit seinem Schuhschrank bei einer renommierten Möbelfirma anheuern würde, meint der 19-Jährige bescheiden: «Mein Beruf macht mir Spass und bietet diverse Möglichkeiten. Ich bin für vieles offen.» Der Lehrlingswettbewerb Züri-Oberland wird von 10. bis 14. November in der Sporthalle des Bildungszentrums Uster (BZU) an der Berufsschulstrasse 1 durchgeführt. Zum Wettbewerb zugelassen sind Lehrlinge, die Wohnsitz oder Lehrort in den drei Bezirken Hinwil, Pfäffikon oder Uster haben oder hier den Berufsschulunterricht besuchen. Die Wettbewerbsarbeit muss aus dem zu erlernenden Beruf sein und wird durch eine Dokumentation ergänzt. Neben Einzel- sind auch Teamarbeiten zu sehen. Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Sonntag auch für Besucher offen. Weitere Infos unterwww.lehrlingswettbewerb.ch. (sae) Schreinerlehrling Philip Tschanz vor seinem Schuhschrank. Foto: Nathalie Guinand
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