FDP-Knatsch wegen Kantonsratswahlliste
Die Liberalen im Bezirk Hinwil steigen zerstritten in den Wahlkampf. Parteipräsident René Senften trat zurück, und der Wetziker Gemeindepräsident Urs Fischer forderte vergeblich einen Spitzenplatz.
Von Walter Sturzenegger Wetzikon – Die Wahlberechtigten des Bezirks Hinwil können wegen des starken Bevölkerungswachstums am 3. April 2011 zwölf statt wie bisher elf Kantonsräte wählen. Beste Chancen, den zusätzlichen Sitz zu gewinnen, hat die in den letzten Jahren nicht eben erfolgverwöhnte FDP. Doch die Partei, die 1995 ihren dritten und 2003 ihren zweiten Sitz verlor, ist schlecht ins Rennen um Wählerstimmen gestartet. Ihre wichtigsten Köpfe haben sich zerstritten. Und sie hat ihren Bezirksparteipräsidenten verloren. René Senften trat nach Querelen über die Kantonsratswahlliste kurz vor der entscheidenden Delegiertenversammlung Ende September zurück. Senften begründet seinen Schritt mit einem «klaren Misstrauensvotum mir und dem Parteivorstand gegenüber». Darauf habe er die Konsequenzen gezogen. Der Hintergrund ist ein Gerangel um die Spitzenplätze auf der FDP-Liste. Neben dem Bisherigen Jörg Kündig, dem Gemeindepräsidenten von Gossau, meldeten drei Wetziker ihre Ambitionen an: FDP-Ortsparteipräsident Stephan Weber, Friedensrichterin Dorothe Kienast und Gemeindepräsident Urs Fischer. Weber hatte bereits 2007 kandidiert und dabei hinter Kündig das zweitbeste Resultat erzielt. Kienast ist die einzige Frau, die für die FDP ins Rennen steigt. Und Fischer hat sich als umtriebiger Gemeindepräsident einen Namen weit über Wetzikon hinaus gemacht. Mindestens Platz 3 oder nichts Urs Fischer habe seine Kandidatur im Juni ein erstes Mal zurückgezogen und sich nicht umstimmen lassen, sagt Bezirksparteipräsident Senften. Fischer erklärt, er habe «dem Parteifrieden zuliebe» auf eine Kandidatur «gegen den Willen von Exponenten der Bezirkspartei» verzichtet. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass der Bezirk Hinwil einen zusätzlichen Kantonsratssitz erhält. Darauf kontaktierte der vom Bezirksparteivorstand eingesetzte Wahlausschuss Fischer erneut, und dieser sagte zu – allerdings unter einer Bedingung: «Ich verlangte einen Platz unter den ersten drei.» Die Parteileitung bot ihm Platz 4 an. «Für uns war Stephan Weber hinter Jörg Kündig gesetzt», erklärt Senften. Für die dritte Position habe man das Hinwiler RPK-Mitglied Urs Eberhard vorgesehen, «weil wir nicht zwei Wetziker auf den ersten drei Plätzen wollen.» Um möglichst viele Listenstimmen zu holen, seien nicht nur die Köpfe wichtig, sondern auch eine geschickte geografische und altersmässige Zusammensetzung. An vierter Stelle wollte Fischer nicht antreten. «Ich hätte viele Stimmen holen und damit der FDP zu einem zweiten Sitz verhelfen können», ist er überzeugt. «Aber nur auf einem Spitzenplatz, weil ich mich als 56-Jähriger ja kaum als Aufbaukandidat eigne.» Fischer zog sich ein zweites Mal zurück und verzichtete auf das Hearing mit dem Wahlausschuss. Das habe ihn irritiert, sagt Senften. Damit sei der Fall für ihn abgeschlossen gewesen. War er aber nicht. Der Wahlausschuss kontaktierte Fischer erneut. Senften reagierte verärgert und drohte mit Rücktritt, falls Fischer an der Delegiertenversammlung auf den Schild gehoben würde. Das beeindruckte den Bäretswiler Gemeindepräsidenten Hans-Peter Hulliger, auch er Mitglied des Wahlausschusses, nicht. Er schlug eine Liste mit Fischer auf Position 3 vor. Kein klares Konzept Senften ist sich bewusst, dass sein Rücktritt vor der Kantonsratswahl «in einem ungünstigen Moment» erfolgt. «Doch ich kann nicht akzeptieren, dass die Spielregeln während des Spiels geändert wurden.» Zu den Spielregeln zählt für den abtretenden Bezirksparteipräsidenten, «dass alle Kandidierenden die gleiche Chance haben». Fischer habe seine nicht genutzt. Dabei sei dem Wetziker Gemeindepräsidenten zum Verhängnis geworden, dass er «eine Persönlichkeit ist, die sich mit der Nummer 2 nicht zwingend zufrieden gibt». Urs Fischer kontert, Senften habe «kein klares Konzept für die Wahlen gehabt und die Partei nicht geführt». Mit Lätsch statt Fischer Die Meinungen darüber, ob Fischer Wählerstimmen bringen oder eher kosten würde, gehen in der FDP auseinander. Fischer polarisiert. Seine Anhänger erinnern an seinen hohen Bekanntheitsgrad. Seine Kritiker warnen vor dem Anti-Wetzikon-Reflex, der im Bezirk spürbar sei. Denn unter Fischers Präsidentschaft hat sich Wetzikon zu einer Stadt entwickelt, die im Oberland eine dominierende Stellung beansprucht. Die FDP-Delegierten schlugen sich schliesslich auf die Seite von Senften und des Bezirksparteivorstandes. Sie votierten für die Kantonsratswahlliste, auf der Fischers Name fehlt. Statt Fischer ist der 49-jährige Rütner Bezirksrat Andreas Lätsch aufgeführt, der schon vor vier Jahren kandidiert und dabei das drittbeste FDP-Resultat erzielt hatte. Allerdings an 7. Stelle und nicht auf einem Spitzenplatz. Dort figurieren Jörg Kündig, Stephan Weber, Urs Eberhard und Dorothe Kienast. Die Liste sei mit bekannten Namen bestückt sowie geografisch und altersmässig gut durchmischt, freut sich René Senften. «Vor allem aber schicken wir jetzt ein homogenes Team in den Wahlkampf.» «Ich kann nicht akzeptieren, dass die Spielregeln während des Spiels geändert werden. Alle sollen die gleiche Chance haben.» René Senften, Präsident FDP Bezirk Hinwil
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