Ernst Wohlwend kann sein Stadthaus bauen
Winterthur erhält eine neue, zentrale Stadtverwaltung. Überraschend haben die Stimmberechtigten aber ein Statistikprojekt abgelehnt.
Von René Donzé Winterthur – Fünf Jahre lang ist Stadtpräsident Ernst Wohlwend (SP) für seine Idee einer zentralen Stadtverwaltung geweibelt. Das erste Projekt auf dem Archareal war gescheitert, weil die Mehrheit des Stadtparlaments das Filetstück beim Hauptbahnhof nicht für ein Verwaltungsgebäude hergeben wollte. Im zweiten Anlauf setzte Wohlwend auf das Sulzer-Areal: Dort plant der Versicherungskonzern Axa Winterthur ein riesiges Bürogebäude, das er teilweise selber nutzen und zum anderen Teil der Stadt vermieten will – für 6,8 Millionen Franken pro Jahr. Diesen Vorschlag haben zuerst die Parlamentarier und gestern auch die Stimmberechtigten für gut befunden. 65 Prozent sagten ja, bei einer Stimmbeteiligung von 53 Prozent. Die Zustimmung in den Kreisen lag zwischen 61,8 Prozent (Seen) und 70 Prozent (Altstadt). «Das zeigt, dass in Winterthur auch grosse Vorhaben eine breite Akzeptanz finden können», sagt Wohlwend. Dagegen gekämpft hatte einzig die SVP, die mehr Spareffekte und eine bessere Planung gefordert hatte. Kantons- und Gemeinderat René Isler sagt, es sei sehr schwierig gewesen «diesen Sololauf» zu gewinnen. Zudem fehlte ein verständliches Gegenargument. Axa-Sprecherin Marion Schihin freut sich über das deutliche Ergebnis und stellte in Aussicht, dass die Versicherung das Baugesuch im nächsten Sommer einreichen werde. Sie rechnet mit einer Bauzeit von knapp vier Jahren. Ende 2014 will die Axa rund 1200 Arbeitsplätze in den Neubau verlegen, im April 2015 soll die Stadtverwaltung mit 820 Arbeitsplätzen folgen. Es gelte jetzt, die städtischen Angestellten in die Planung mit einzubeziehen und zu motivieren, sagt Wohlwend: «Nicht alle sind Feuer und Flamme.» Sie müssen ihre zum Teil lauschigen und grosszügigen Arbeitsplätze aufgeben. Schon heute Montag wird der Stadtpräsident ein Motivationsmail an alle verschicken. SVP gegen gläserne Bürger Beinahe im Alleingang vereitelt hat die SVP dafür Wohlwends Statistikprojekt. Er wollte verschiedene Personendaten miteinander verknüpfen, um damit die Baupolitik besser steuern zu können. Innert sieben Tagen hatte die SVP, unterstützt von der Piratenpartei und der Alternativen Liste, genügend Unterschriften fürs Referendum gesammelt. Gestern stimmten 53,3 Prozent gegen die Datensammlung. Ein Ja gabs bloss in der Altstadt und in Veltheim. Die Gegner argumentierten mit der Angst vor dem gläsernen Bürger. «Der Inhalt der Vorlage war schwierig zu verstehen», sagt Wohlwend. Es sei schade, dass die Stadt nun keine Auswertungen der vorhandenen Daten machen könne. Doch sollte dies spätestens dann möglich sein, wenn ein kantonales Statistikgesetz dafür die rechtliche Grundlage schaffe.
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