Die Bergtrychler zeigen stolz ein Stück Tradition
Am Samstag feiern die Bergtrychler Jubiläum. Seit zehn Jahren dominiert Präsident Andreas Bürgler die urchigen Männer aus Hirzel, Hütten, Schönenberg.
Von Bettina Ledergerber Schönenberg – Treten die Bergtrychler Hirzel, Hütten, Schönenberg auf, geht Andreas Bürgler immer zuvorderst ins Festzelt, in den Saal oder auf die Dorfbühne. Das ist logisch. Der 37-jährige Liegenschaftsunterhalter gibt sofort zu, dass er «ein wenig dominant» sei. Bürgler sagt Sätze wie: «Ich muss den Überblick haben» und «Die Fäden halte ich immer in den Händen.» Fürs Gruppenbild orchestriert der Schönenberger seine Männer, bis alle auf dem richtigen Fleck stehen. Dann stellt sich der Gründungspräsident vor die Gruppe und gibt dem Fotografen das Okay-Zeichen. Vor zehn Jahren hat der Schönenberger mit einer Handvoll Kollegen den Verein gegründet, weil sie mehr wollten als nur Chrungeli und Haggeri. Bei diesen Bräuchen ziehen die ledigen Lausbuben in Hütten und Schönenberg frühmorgens zu den ledigen Mädchen, läuten mit den Trycheln so lange, bis die Auserwählte an der Tür erscheint. Doch kaum mehr eine Dame freut sich über die nächtliche Störung. Andreas Bürgler erklärt: «Wir distanzieren uns darum bewusst von diesen Bräuchen.» Die Bergtrychler wollen die Tradition des Trychelns ganz offiziell pflegen. Mit der Idee steckte das Gründungskomitee über 40 Männer aus den drei Berggemeinden an. Auch eine Geiselchlepfergruppe entstand. Die Bergtrychler treten nur da auf, wo sie erwünscht sind. Sie werden für Familienfeiern oder für Firmenfeste gebucht. An der Wädenswiler Fasnacht gehören sie zum Programm. Die Fasnacht ist der Höhepunkt des Bergtrychlerjahrs. Bürgler bietet jeweils etwa 50 seiner Männer auf. «Wenn ich hinter mir 100 Trycheln höre, bekomme ich Hühnerhaut.» Die Bergtrychler tönen wie ein Alpaufzug. Sie gehen im Takt, die Trycheln läuten im Takt – mehr oder weniger. «Es ist keine Kunst», sagt Bürgler. «Und trotzdem stehen manche Leute mit Tränen in den Augen am Strassenrand, wenn sie die Urklänge hören.» Weil das Trycheln keine Kunst ist, üben die Bergtrychler nie. Damit erklärt sich der Präsident auch den Erfolg des Vereins. Von Nachwuchsproblemen ist keine Spur. Sie sind stolz, ein Stück Tradition zu zeigen. Ihr Zusammenhalt ist gut. «Die Auftritte dauern zehn Minuten, danach ist man an einem tollen Fest», sagt Bürgler. Den Bergtrychlern geht es gut. Auch die Kasse des Vereins stimmt. Doch das war nicht immer so. Im ersten Vereinsjahr hat Andreas Bürgler einen Feststand an der Hüttner Flugshow übernommen und ein Minus von 2000 Franken erwirtschaftet. Das Geld musste Bürgler aus dem eigenen Sack vorschiessen. Von einigen Mitgliedern wurde er infrage gestellt. «Das passiert mir nie wieder», versprach er. Bürgler hielt Wort. An der nächsten Generalversammlung wird er einen neuen Präsidenten vorschlagen. Den Nachfolger hat er drei Jahre lang gesucht. Bürglers Erklärung lautet, dass die Jungen keine Verantwortung mehr übernehmen wollen. Vielleicht aber wollten die Bergtrychler ihren innovativen Präsidenten einfach nicht loswerden. Bürgler sagt: «Das meiste ist auf meinem Mist gewachsen.» Er hat zum Beispiel das feine Logo entworfen, welches sie auf die weissen Hirthemden sticken liessen. Seine Idee war es auch, an langen Umzügen nur noch mit Melkstühlen zu marschieren. So können sie eine Pause machen, wenn die Trycheln zu schwer werden. Zehn Jahre Bergtrychler: Jubiläumsfest am Samstag, 4. September, beim Dorfhuus Schönenberg. Ab 15 Uhr Vereinswettkämpfe, Trychlereinzug um 20.15 Uhr, ab 20.30 Uhr Musik im Festzelt mit dem Echo vom Litzä, den Schwingerbüeblä und dem Echo vom Chalberschwanz. Andreas Bürgler (vorne in der Mitte) führt die Bergtrychler an. Foto: Michael Trost
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch