Chef der Sportanlagen vor Gericht
Urs Kamber, Geschäftsführer der Sport- und Freizeitanlagen Dübendorf, habe geholfen, Sozialversicherungsbeiträge vorzuenthalten. Kamber bestreitet dies und legt Berufung ein.
Von Pia Wertheimer Dübendorf – Urs Kamber kam in seiner 15-jährigen Karriere als Tourismusdirektor weit herum. Sie nahm 1993 in Bad Ragaz ihren Anfang und führte ihn über Lech (Österreich) nach Luzern. Nachdem er sein Engagement dort 2006 beendete, krempelte er in der deutschen Gemeinde Oberstdorf als Tourismusdirektor die Ärmel hoch. Diesen Posten gab Kamber aber bereits nach sieben Monaten wieder auf. «In beidseitigem Einvernehmen», wie es damals in einer Medienmitteilung hiess. Im April 2009 übernahm der 54-Jährige schliesslich die Geschäftsführung der Sport- und Freizeitanlagen Dübendorf (SFD) und zog kurz darauf nach Wangen. Nun holt ihn die Vergangenheit ein: Das deutsche Amtsgericht Sunthofen hat Kamber zu einer Busse von 120 Tagessätzen verurteilt, was einem Betrag von 5400 Euro entspricht. Die Staatsanwaltschaft Augsburg legt ihm zur Last, während seiner siebenmonatigen Anstellung in Oberstdorf Sozialversicherungsbeiträge veruntreut und vorenthalten zu haben. Der SFD-Geschäftsführer musste sich als Mittäter vor einem Sunthofer Einzelrichter erklären. Als Hauptangeklagter trat Thomas Müller (CSU), einstiger Bürgermeister der Gemeinde Oberstdorf, vor die Schranken. Dieser muss für eine Busse von 15 000 Euro (150 Tagessätze) aufkommen. Der Richter folgt mit seinem Urteil der Argumentation der Staatsanwaltschaft, wonach Kamber seinerzeit einer «Scheinselbstständigkeit» nachging, aber auf der Lohnliste der Gemeinde hätte figurieren müssen. Diese hätte demzufolge für ihn Beiträge an die Sozialversicherung entrichten sollen. Verwirrende Vertragslage Laut Kamber hatte er mit der Gemeinde Oberstdorf vor seiner Anstellung einen Vorvertrag ausgearbeitet. «Der eigentliche Arbeitsvertrag entsprach dann aber nicht den ursprünglichen Abmachungen», sagt Kamber gegenüber dem TA. Er habe darum die Vereinbarung nicht unterzeichnet und seine Leistungen der Gemeinde in Rechnung gestellt, welche diese anstandslos beglichen habe. «Weil mich die Verantwortlichen aber bei den Sozialversicherungsämtern nicht anmeldeten, geht die Staatsanwaltschaft von einer Mittäterschaft aus.» Das will der Wangemer nicht gelten lassen. Er führt ins Feld, dass die betroffene Rentenversicherungsanstalt keinen Schaden geltend mache. Ihm liege nach eigenen Angaben ein Dokument vor, wonach die Versicherer weder von Vorsatz noch von Grobfahrlässigkeit ausgehen würden. Sie hätten festgestellt, dass die Beiträge nicht vorenthalten wurden und nicht geschuldet seien. Kamber betont: «Deshalb habe er dagegen Berufung eingelegt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.» Ebenfalls bei den deutschen Gerichten hängig ist ein Verfahren, das Kamber gegen den einstigen Bürgermeister Müller angestrengt hat. Er wirft ihm Rufschädigung vor. Müller soll in der Öffentlichkeit geäussert haben: «Kamber ist als Ankündigungsweltmeister gestartet und als Umsetzungszwerg gelandet.» Kamber macht geltend, dass er deswegen einen Job nicht erhalten habe, und verlangt 24 000 Euro Schadenersatz. Erstinstanzlich gaben die Richter dem Schweizer recht, worauf aber die Gemeinde rekurrierte. Ein Urteil steht in dieser Sache noch aus. Für die Sport- und Freizeitanlagen Dübendorf ist Kamber seit April 2009 zu 40 Prozent auf Mandatsbasis tätig. Er stellt der Stadt seine Arbeit über seine Consultingfirma in Rechnung. Dübendorf «sehr zufrieden» Der Dübendorfer Stadtrat weiss vom hängigen Rechtsstreit des Geschäftsführers der Sport- und Freizeitanlagen. «Wir hatten bei den Anstellungsgesprächen von den Schadenersatzforderungen, die Urs Kamber gestellt hat, Kenntnis», sagt der Dübendorfer Sicherheitsvorstand, André Ingold (SVP). Auch er betont, dass das Urteil noch nicht rechtskräftig sei und sieht zurzeit keinen Handlungsbedarf. Urs Kamber habe ihn am Tag der letzten Verwaltungsratssitzung der Sport- und Freizeitanlagen über die jüngste Entwicklung in Kenntnis gesetzt. «Wir haben die Gelegenheit genutzt und den gesamten Verwaltungsrat darüber informiert.» Die Zusammenarbeit mit Urs Kamber basiere auf grossem Vertrauen. «Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden.»
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