1. April: Leser sahen Rosarot
Blau-weisse Zebrastreifen, rosarote Verkehrskreisel und die Armee, die den Prime Tower im Gleichschritt auf Erdbeben testet: Alles bloss «April, April!».
Von Ruedi Baumann Zürich – 1.-April-Scherze haben auch in seriösen Medien Tradition, seit die britische BBC im Jahr 1957 Zuschauer mit der Meldung in den April schickte, Bauern könnten wegen des milden Frühlings Spaghetti ernten. Gestern schlugen Zeitungen und Radios wieder einmal zu. Die besten Scherze sind dabei immer jene, bei denen es nicht schon jeder einen Kilometer gegen den Wind merkt. Die Tagi-Leser hatten es schwer: Sie hatten die Wahl zwischen einem SVP-Politiker, der gegen Atomkraftwerke ist, und dem Sturm- und Erdbebentest durch die Armee auf dem Prime Tower. Die Auflösung: Der Anti-AKW-SVPler ist echt, der Prime-Tower-Test frei erfunden. Doch auch der Prime-Tower-Scherz enthält viele wahre Elemente: Das höchste Gebäude der Schweiz muss tatsächlich einem Winddruck von 240 Kilo pro Quadratmeter widerstehen, und es schwingt bei einem Orkan bis 35 Zentimeter hin und her. Wahr ist auch, dass Soldaten mit ihrem Gleichschritt 1831 eine englische Hängebrücke zum Einstürzen brachten. Und wahr ist, dass in der RS Birmensdorf 70 Rekruten wegen Brechdurchfalls hospitalisiert werden mussten. Frei erfunden ist hingegen, dass sich SVP-Politiker und Oberst Rolf André Siegenthaler despektierlich über den Zivilschutz geäussert hatte. «Habe einen 180-Kilo-Kollegen» Über 50 Leser meldeten sich gestern auf der Hotline. Vor allem jüngere Männer um die 20 waren voll motiviert, am Test mitzumachen und 50 Franken zu verdienen. Einige Anrufer spielten sich selber als Scherzkekse auf und wollten zum Beispiel einen 180 Kilo schweren Kollegen mitnehmen oder einen Heli zum Abtransport der Soldaten zur Verfügung stellen. Andere wiederum fandens gar nicht lustig und bezeichneten den Test als «zu riskant». Viel Fantasie zeigte die Redaktion des «Zürcher Oberländers». Weil die Farbe Rosa beruhigend wirkt, sollen Kreisel – samt Wasserteichen – pink eingefärbt werden. In der Stadt Zürich sollen gemäss NZZ die gelben Fussgängerstreifen auf blau-weisse Längsstreifen umgestellt werden – aus Gründen der Corporate Identity, aber auch weil gelbe Querstreifen «schritthemmend» seien. Der «Landbote» kündete an, dass im Kanton Zürich die sechsstelligen Autonummern nicht mehr ausreichten und nun auf Nummern mit Buchstaben umgestellt werde. Anrüchige Kombinationen wie «ZH 66 SEX» seien aber tabu. Gebühren für Robidog-Säcke Gemäss «Zürichsee-Zeitung» (linkes Ufer) will Wädenswil zusammen mit dem FC Zürich ein Stadion für 20 000 Zuschauer an der Autobahn bauen. Dieser Scherz passte ideal zur Meldung auf Radio 1: Der Bau des Hardturmstadions verzögere sich weiter, weil dort eine 3500?Quadratmeter grosse römische Siedlung entdeckt wurde. Der «Zürcher Unterländer» meldete, dass in Wallisellen gebührenpflichtige Robidog-Säcke eingeführt würden. Wer mit Hund ohne Säcklein erwischt werde, müsse eine Busse zahlen. Die «Andelfinger Zeitung» verbreitete gestern die Meldung, dass Fischotter in den Husemersee eingewandert seien, deshalb drohe nun ein Badeverbot. Und die «Zürichsee-Zeitung» (rechtes Ufer) meldete, dass nach dem milden Winter die Salzlager in Meilen randvoll seien. Weil 2012 der Winterdienst auf Solewasser umgestellt werde, müsse das Salz in den Zürichsee entsorgt werden. Eine «Tote-Meer-Effekt» könne durch Dosierung verhindert werden. FCB-Logo auf Berner Tram Im Aargau meldete Radio Argovia, dass die Autobahn A1 zwischen Mägenwil und dem Baregg für zwei Monate gesperrt werden müsse, weil sie nicht mehr den EU-Normen entspreche. Radio DRS berichtete, dass der Regio-Express Olten–Wettingen auf Dampf umgestellt werde, um Strom zu sparen. Der «Bund» zeigte das Bild eines Trams mit Neigetechnik, und die «Berner Zeitung» berichtete über ein blau-rotes Tram mit dem Logo des YB-Konkurrenten FC Basel. So hätte es ausgesehen: Pinker Kreisel im Oberland. Fotomontage: «Zürcher Oberländer»
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