Die Sünden der Vorfahren
Marc Imboden
Spazieren Sie einmal stadtauswärts die Allmendingenallee entlang. Dann lassen Sie Ihren Blick nach Südwesten schweifen. Zuerst trifft das Auge auf keine Hindernisse. Dann erblickt es das grüne Band des Kandergrienwaldes, klettert an der Stockhornkette nach oben und verliert sich schliesslich im unendlichen Blau des Himmels. Wunderbar, nicht wahr? Bleiben Sie stehen. Nehmen Sie das Bild in sich auf. Schliessen Sie die Lider, und holen Sie sich die wunderbare Aussicht vor das innere Auge. Tun Sie das immer wieder, bis Sie sicher sind, dass Sie sich für alle Ewigkeiten daran erinnern. Denn es könnte das letzte Mal sein, dass Sie diese Schönheit der Natur sehen. Schon bald fahren auf der Allmend die Baumaschinen auf, ziehen einen Tempel für Abgott Fussball in die Höhe. Wirklich toll: Auf dem besten und fruchtbarsten Land wird in Kürze ein plumper Betonklotz thronen Wenn unsere Vorfahren wüssten, was wir mit unserem Erbe anstellen, würden sie gar nicht aufhören, in ihren Gräbern zu rotieren. Sogar der eigentlich grüne VCS hat sich ja nun hinter diese Landverschandelung erster Güte gestellt und seine Einsprache gegen das neue Stadion zurückgezogen. Aber im Bereich von Bauten und Städteplanung gehört es wohl zur menschlichen Tragödie, dass sich nachfolgende Generationen beim Anblick gewisser Entgleisungen ihrer Vorfahren an den Kopf greifen und sich fragen: «Wie konnten die damals nur?» Ich wage sogar zu behaupten: Wenn das Stadion einmal fertig sein wird, werden sich viele Zeitgenossen fragen: «Was haben wir da nur getan?» Übrigens: Ich missgönne dem FC Thun sein neues Stadion nicht. Bloss das Opfer, das dafür erbracht wird, erscheint mir unverhältnismässig gross. m.imboden@bom.ch>
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