Zürich von unten
Neuerdings gibt es in Zürich den «Sozialen Stadtrundgang»: Randständige führen durch ihre Stadt und erzählen ihre Geschichten – etwa, wie einen das Temperament eines Spitzensportlers in die Gosse führen kann.

«Ich mache alles hier», sagt Ruedi und tippt sich mit dem Finger an den beeindruckenden grauen Haarschopf. «Ich habe alles im Kopf.» Seine Vergangenheit, seine Gegenwart, seine Zukunft. Zumindest die unmittelbare. Nur für die Buchhaltung greift er auf einen Stapel gelber A5-Couverts zurück. Für jeden Budgetposten hat der 56-Jährige eines. «Hier drin ist das Geld, mit dem ich die nächsten Hefte kaufe, hier das für die Zugfahrt nach Chur, hier die Miete für das Zimmer.»