Züchter holen ihre Schafe wegen Wolf von der Alp
Rüschegg/BoltigenDie Schafzuchtgenossenschaft Rüschegg hat gehandelt. Nachdem der Wolf letzte Woche erneut Schafe attackiert hatte, holte sie am Samstag die restlichen 400 Tiere vom Stierengrat zurück.
«Nein, jetzt ist es genug. Wir sind nicht mehr gewillt, unsere Schafe auf diese traurige Weise zu opfern.» Hans Kohler, Präsident der Schafzuchtgenossenschaft Rüschegg (SZG), ist über die erneuten Schafrisse der letzten Woche erbittert. 15 Schafe sind dem Wolf zum Opfer gefallen. Schon Mitte Juni richtete der Wolf Schaden an. 16 Tiere hat er damals in einer Nacht tot gebissen. Die Auswertung der DNA-Analyse hat bestätigt, dass diese Schafrisse zu seinen Lasten gehen. Dem mögen die Züchter nicht mehr länger zusehen. Am Samstag haben sie ihre Tiere vom Stierengrat (Gemeinde Boltigen) heruntergeholt. Sie setzten damit einen Ende Juni gefällten Entscheid in die Tat um. Damals beschlossen sie an einer Vorstandssitzung, ihre Schafe zu holen, sollte der Wolf erneut angreifen. Schon ab sieben Uhr in der Früh waren nun die restlichen 400 Schafe Richtung Tal unterwegs. Der beträchtliche Umzug, der von elf Genossenschaftern begleitet wurde, dauerte rund 12 Stunden. Überall, wo es Tränkemöglichkeiten gab, wurde ein kurzer Halt eingelegt. Viele Tiere verletzt Nicht alle Tiere konnten den Weg ins Tal zurücklegen. Viele Schafe trugen von den Wolfsattacken auch Bisswunden davon. Ob sie mit diesen Verletzungen überleben, ist fraglich. Soweit es möglich war, wurden diese Tiere am Samstag mit einem Transporter ins Tal gebracht. Die Schafe wurden bereits am Freitagabend zusammengetrieben, um so für die Alpabfahrt am frühen Morgen marschbereit zu sein. Rüschegger Züchter erzählen davon, dass auch der Bestand des gegenüberliegenden Schafbergs «Schafharnisch»in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Dieser wird durch die Schafzuchtgenossenschaft Uetendorf besetzt. Nach Kohler dürfte der jahrhundertealte Schafscheid, der in Riffenmatt jeweils ein Volksfest ist, zumindest dieses Jahr ohne Schafe auskommen müssen. Für die betroffenen Schäfer ist der Abzug ihrer Lieblingstiere nach nur einem Monat mit grosser Besorgnis, Traurigkeit und Entrüstung verbunden. «Eines meiner Schafe lag mit aufgerissenem Bauch auf dem Rücken und lebte noch», erzählt ein Schäfer. Und fragt sich: «Wo bleibt der Tierschutz, der sich um die Leiden der Tiere kümmert?» Genossenschafter Gottfried Stübi ist dem Wolf auf der Alp Känelhütte begegnet. Dies, als das Tier gerade eine Ziege tötete. Als er eine weitere Ziege angriff, gelang es Stübi, den Wolf zu verjagen. Nicht mehr auf die Alp Die Männer sind sich einig: «Wenn auf politischer Ebene nicht endlich etwas geschieht, werden wir und gewiss viele andere Schäfer die Schafalpen nicht mehr belegen.» Mehr noch: Einige Züchter überlegen gar, die Schafzucht aufzugeben. Wie schnell dann die hochgelegenen Alpweiden veröden, lasse sich leicht erahnen, führen die Rüschegger Züchter empört aus. Die am Samstag heruntergeholten Schafe verharren noch für kurze Zeit auf der «Stotzige Weid» in Rüschegg-Gambach. Dann müssen sie unverzüglich von ihren Eigentümern abgeholt werden. Erwin Munter >
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