«Zu kommerziell»: Grosse Halle der Reitschule besetzt
In der Nacht auf Mittwoch wurde die Grosse Halle neben der Reitschule besetzt. Die Besetzergruppe «Die Wohlstandsverwahrlosten» äussert damit Kritik – auch an der Reitschule.

Die Geschichte um Bern und seine Reitschule ist um ein absurdes Kapitel reicher. In der Nacht auf Mittwoch hat ein Kollektiv, das sich selbst «Die Wohlstandsverwahrlosten» nennt, die Grosse Halle neben der Reitschule besetzt. Das vermeldet das Online-Magazin «Journal B». Auf dem Hallendach prangt seither ein grosses Banner mit der Aufschrift «Besetzt».
Wer jetzt denkt, dass die Reitschule eh schon besetzt ist, täuscht sich. Die Grosse Halle gehört nicht direkt zur Reitschule, sondern wird von einem Trägerverein verwaltet, dem neben der Reithalle-Betreiberin Ikur (Interessensgemeinschaft Kulturraum Reitschule) auch die Stadt Bern und andere Kulturinstitutionen angehören.
«Zu kommerziell»
Bei linksautonomen Kreisen innerhalb der Reitschule-Bewegung stand die Grosse Halle immer wieder in der Kritik, weil dort auch kommerzielle Anlässe stattfinden. 2014 etwa überfielen fünfzig Vermummte eine Technoparty, stürmten die Bar, stahlen die Kasse, öffneten den Notausgang und machten aus der Party so einen Gratisanlass.
Gegenüber «Journal B» sagten die Besetzer, dass die Besetzung auch als Kritik an der Reitschule zu verstehen ist. Diese sei zu kommerziell geworden. «Die am besten besuchten Orte in der Reitschule, sprich Rössli, Dachstock, Sous le Pont, sind alle auf Konsum ausgerichtet», so ein «Wohlstandsverwahrloster» namens Renato.
Betreiber kritisieren Besetzer
Die Trägerschaft der Grossen Halle «kritisiert die Besetzung, die stattgefunden hat, ohne dass das Gespräch gesucht worden war». Dies teilt sie in einer Stellungnahme mit. Zudem sei in der Grossen Halle seit Mitte Februar ein neues Betriebsleiterteam am Werk, welches Zeit brauche, sich einzufinden.
Die Kritik des Besetzerkollektivs weisen die Betreiber weitgehend zurück: Eine Kommerzialisierung der Anlässe habe weder stattgefunden, noch sei eine solche geplant. Anlässe wie die kommerzielle Technoparty würden «als eine der Varianten im breiten Angebotsspektrum für alle gesehen» und würden kleine, experimentelle Anlässe querfinanzieren.
Auch die Meinung, «dass Kultur gratis sein soll», werde nicht geteilt. Man sei nun mit den Besetzerinnen und Besetzern im Gespräch und versuche, eine konstruktive Lösung zu finden.
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