Berichte befeuern Gerüchte Zieht die Art Basel nach Paris?
Die Schweizer Kunstmesse engagiert sich neu in Singapur. In der französischen Hauptstadt wird sie gerüchteweise als neue Messeveranstalterin gehandelt.

Gleich in zwei Richtungen streckt die Art Basel ihre Fühler aus. Sie expandiert nach Singapur, wo sie sich mit 15 Prozent an der Arts Events Singapore beteiligt, die sich im Besitz der im internationalen Kunstmarkt bekannten Messeunternehmer Sandy Angus, Tim Etchells und Magnus Renfrew befindet. Gemeinsam wollen die Partner vom 12. bis 15. Januar 2023 erstmals die ART SG in Singapur veranstalten, wie die Art Basel am Montag mitteilte. Die neue Messe soll im «Marina Bay Sands Expo and Convention Centre» stattfinden und mit rund 100 Galerien zu einer führenden Messe für zeitgenössische Kunst in Südostasien werden. Der Schritt nach Singapur wird von vielen Beobachtern in Zusammenhang damit gebracht, dass die restriktive Politik Chinas in Hongkong die Durchführung einer Kunstmesse immer schwieriger macht.
Die Art Basel scheint aber auch nach Paris expandieren zu wollen. Das jedenfalls will die Pariser Gerüchteküche wissen. Chris Dercon, der seit 2018 Direktor des Kunst- und Ausstellungskomplexes Réunion des musées nationaux et du Grand Palais ist, sucht, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, nach neuen Ausrichtern für ein «internationales zeitgenössisches Kunst-Event». Als Grund führt Dercon die «spontane Interessenbekundung» einer dritten Partei an dem Grand Palais Éphémère auf dem Champs-de-Mars und dem Grand Palais auf den Champs-Élysées an. Deren Namen will er allerdings nicht nennen.
Startschuss im Herbst
Der neue Messeveranstalter würde die französischen Messen Fiac und Paris Photo aus dem Grand Palais verdrängen, wo diese beiden privaten Messen seit Jahren stattfinden. Dercon sucht Medienberichten zufolge eine kapitalkräftige Messegesellschaft, die bereit ist, für einen Vertrag über sieben Jahre einen Check über 20,6 Millionen Euro zu unterzeichnen. Die erste Messe soll schon in diesem Herbst stattfinden.
Die Ankündigung führte zu lauten Protesten seitens des Veranstalters der beiden Messen, die der international tätigen Messegesellschaft Reed Exhibition gehören. In der Pariser Kunstwelt richten sich nun viele Blicke nach Basel. Man munkelt, dass für ein solches Mega-Event nur ein grosser, erfahrener Player wie die Art Basel infrage komme, zumal die neue Pariser Messe schon in neun Monaten stattfinden würde. Für den Standort Basel wäre eine Pariser Art Basel, die nur vier Monate nach der Messe in Basel stattfinden würde, zweifellos eine grosse Konkurrenz.

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Allerdings sind die Versprechungen der Verantwortlichen der Art Basel, dass am Standort der Art in Basel mindestens die nächsten 15 Jahre nicht gerüttelt würde, noch in bester Erinnerung. Im Sommer 2020 wollte man die Kritiker beruhigen, die befürchteten, dass James Murdoch, wenn er erst einmal bei der Art Basel eingestiegen ist, die Kunstmesse nach London oder New York holen würde.
Noch im vergangenen September antwortete Marc Spiegler, Direktor der Art Basel, auf die Frage nach Expansionsplänen: «Wir planen definitiv nicht, demnächst in jeder Hauptstadt eine Kunstmesse zu veranstalten. Aber wir sehen andere Möglichkeiten, mit der Kunstwelt zusammenzuarbeiten. Ein Beispiel: Wir haben eine Zusammenarbeit mit der Art Week Tokyo gemacht, ein Galerien-Wochenende.» Spiegler war für eine Stellungnahme zu den Pariser Gerüchten nicht erreichbar.
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