Ziehen bald alte und kranke Häftlinge nach Schönberg Ost?
Eines der Häuser beim Demenzzentrum in Schönberg Ost steht seit bald drei Jahren leer. Die Betreiber sehen eine Möglichkeit, in einem Teil der Räumlichkeiten ältere, pflegebedürftige Inhaftierte zu betreuen.

Parallel zur A 6 verläuft in Schönberg Ost ein 250 Meter langes Gebäude. Es sind vier aneinandergebaute Häuser; drei davon werden seit 2014 von der Zentrum Schönberg AG als Kompetenzzentrum Demenz und Palliative Care geführt, ein Gemeinschaftsprojekt von Spitex Bern und der Tilia-Stiftung für Langzeitpflege.
Das Haus Nr. 1, das grösste in der Kolonne, ist allerdings bis heute unbewohnt. Eine neue Idee könnte den Leerstand beseitigen: Der Zentrumsgeschäftsführerin Katrin Bucher schwebt vor, dass eine Abteilung für ältere Strafgefangene oder Verwahrte, die auf Pflege angewiesen sind, geschaffen werden könnte. Dass für ein solches Angebot in einem dafür spezialisierten Umfeld ein Bedürfnis besteht, zeigen verschiedene Studien.
Bedarf nach 50 Plätzen in Wohnheimen und Kliniken
«In Schweizer Gefängnissen leben immer mehr ältere Gefangene. Die Zunahme inhaftierter älterer Menschen stellt den Strafvollzug vor neue Herausforderungen», heisst es in einer Studie des Schweizerischen Nationalfonds. Die bestehenden Gefängnisordnungen würden die altersbedingten Besonderheiten unzureichend berücksichtigen. Gemäss Studie hat sich zwischen 1984 und 2011 die Anzahl der über 60-jährigen Inhaftieren in der Schweiz verdoppelt.
Das Strafvollzugskonkordat Nordwestschweiz und Innerschweiz hält in seinem «Bericht Anstaltsplanung 2015» fest: «. . . dabei muss insbesondere analysiert werden, wo und mit welcher pflegerischen Intensität die vermehrten älteren Gefangenen platziert werden können». Auch eine verwahrte Person habe Anspruch auf eine adäquate Behandlung und Betreuung. «Dies ist zurzeit nicht immer der Fall», heisst es im Bericht weiter.
Pionier für ein Alterskonzept für Inhaftierte war vor wenigen Jahren die Strafanstalt Lenzburg mit der Abteilung 60 +. Das allein reicht aber offenbar nicht. Im Massnahmenvollzug in ärztlich geleiteten Wohnheimen und Kliniken besteht laut Strafvollzugskonkordat allein im Bereich «Niedrige Sicherheit» ein Bedarf von 50 Plätzen. «Diese könnten entweder als Wohnheimplätze oder als Klinikplätze ausgestaltet werden.»
Kanton schweigt,Hauseigentümer sind offen
Der Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser will sich zur Projektidee für das Haus 1 in Schönberg Ost jedoch nicht äussern. Auf Anfrage dieser Zeitung lässt er ausrichten, dass er erst Stellung nimmt, wenn offizielle Verhandlungen mit dem Zentrum Schönberg stattgefunden haben.
Katrin Bucher, Geschäftsführerin des Zentrums Schönberg. meint: «Ich könnte mir vorstellen, dass der Kanton die Abteilung führt und wir die Dienstleistungen erbringen.» Ein entscheidendes Wort mitzureden hat allerdings auch die Hausbesitzerin, die Bernische Pensionskasse. Rico Pajarola, Chef Immobilien, sagt: «Gegen eine solche Nutzung hätten wir nichts, die Idee kann ich nachvollziehen, wir sind offen für Gespräche.» Er lässt auch durchblicken, dass es ihm wichtig ist, das Haus bald vermieten zu können. «Jede Organisation ist uns willkommen.» Es sei «leider nicht so, dass wir Absagen erteilt haben.» Man habe auch Grossverteiler angefragt, die hätten aber kein Interesse gezeigt.
Mieter soll Zusammenhang mit Gesundheitswesen haben
Rico Pajarola räumt ein, dass nicht jede Nutzung im Wohnquartier von Vorteil sei. Ob im Quartier eine «Haftabteilung» gut ankomme, bleibe offen. «An uns aber liegt es nicht.»
Um Synergien zu nutzen, war es den Betreibern des Demenzzentrums von Anfang an wichtig, dass auch ins Haus 1 eine Institution oder ein Unternehmen einzieht, das im Gesundheitswesen tätig ist. «Wir sind an einer Nutzung interessiert, die uns nahesteht», sagt Katrin Bucher.
«Es ist auch für uns wünschenswert, dass die Mieter im Haus 1 im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen stehen», meint Beat Trachsel von Zollinger Immobilien, welche die Liegenschaft im Mandat verwaltet. Schliesslich sei das Haus beim Bau entsprechend ausgeschieden worden. Für eine andere Benutzung müsste laut Trachsel ein neues Baugesuch eingereicht werden. Ursprünglich war ein Ärztezentrum geplant, das aber nicht zustande kam.
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