«Zeit, sich gegen die USA zu erheben»
Als Cricketspieler führte Imran Khan die Pakistaner zum WM-Titel, mit seiner Anti-US-Propaganda spricht er vielen aus dem Herzen. Bei den Wahlen wird der Neo-Politiker aber wohl trotzdem nicht triumphieren.
Im von Cricket besessenen Pakistan gilt er als Nationalheld, als derjenige, der 1992 den einzigen Weltmeistertitel in der Sportart für das Land holte. Nun will der gutaussehende Ex-Sportler Imran Khan, der als einer der wenigen Pakistaner auch internationale Berühmtheit geniesst, die Politik seiner Heimat aufmischen. Mit einem elektrisierenden Wahlkampf zog er die Massen an, rüttelte junge Wähler und eine von der alten Politikergarde enttäuschte urbane Mittelschicht auf.
Khan wurde am 25. November 1952 in Lahore in eine wohlhabende Familie geboren, die von den Paschtunen im Nordwesten des Landes abstammt. Ausgebildet wurde er an der Elite-Hochschule Aitchison College und an der britischen Universität Oxford. Zur Legende wurde er vor allem durch die Cricket-Weltmeisterschaft 1992, bei der er im Alter von 39 Jahren eine unerfahrene Mannschaft zum Sieg führte.
Von der Bühne gestürzt und verletzt
Schon 1996 gründete der heute 60-Jährige seine Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI), mit der er bei der Wahl 2002 nur einen Sitz erhielt. Die Wahlen im Jahr 2008 boykottierte er. Nun aber will es Khan wissen: Mit seinem Wahlkampf-Slogan «Naya Pakistan» (Neues Pakistan) will er das politische System seiner Heimat auf den Kopf stellen.
Seine Botschaft ist, dass die Parteien der vergangenen Jahrzehnte gescheitert sind und es Zeit für etwas Neues sei: Zeit, Steuern zu zahlen, die Korruption zu beenden, sich gegen die USA zu erheben. «Das ist eine Revolution, die sich hier abspielt», sagte Khan der Nachrichtenagentur AFP bei einer Wahlkampfveranstaltung in Punjab.
Einen Rückschlag erhielt sein Wahlkampf am Dienstag, als Khan bei einem Auftritt in Lahore von einem Bühnenaufzug fiel. Er erlitt Verletzungen am Kopf, am Rücken und an einer Schulter, zog sich mehrere Brüche zu. Der 60-Jährige wird nach Angaben seiner Ärzte wieder voll genesen, aber die Verletzungen sind so schwer, dass er am Samstag nicht ins Wahllokal gehen und an der Abstimmung teilnehmen kann. Und die Briefwahlfrist ist bereits verstrichen. Khan selbst also kann nicht für seine PTI stimmen. In einer Fernsehansprache vom Krankenhausbett aus forderte er die Menschen aber auf, seine Partei zu wählen. «Ich habe alles, was möglich war, für dieses Land getan.»
Ein Leben im Blitzlichtgewitter
Khan ist nicht nur durch sein Leben als Sportler und Politiker bekannt, sondern auch durch ein Leben im Blitzlichtgewitter: Mit Beziehungen zu Prominenten und Besuchen exklusiver Nachtclubs sorgte er für Schlagzeilen, bevor er 1995 Jemima Goldsmith heiratete, die Tochter des britischen Magnaten James Goldsmith. Sie konvertierte zum Islam und zog mit ihm nach Pakistan. Das Paar bekam zwei Söhne, liess sich aber 2004 scheiden – angeblich wegen der Schwierigkeiten, auf die Jemima in Pakistan stiess. Khan gründete zudem ein Krankenhaus für Krebskranke und eine Hochschule, die britische Abschlüsse vergibt.
Ob Khan allerdings Chancen bei der Parlamentswahl hat, ist fraglich. Nur wenige glauben tatsächlich an seinen Sieg. Zwar zog er mit seinem Widerstand gegen die US-Drohnenangriffe in Pakistan die Aufmerksamkeit der zutiefst anti-amerikanischen Bevölkerung auf sich. Nur wenige erwarten aber, dass Khan seine Versprechen erfüllen wird. Kritiker werfen ihm unter anderem eine Verharmlosung der Gefahr durch die Taliban und Schwäche hinsichtlich der Rechte von Frauen vor.
Als Favorit bei der Wahl gilt Ex-Regierungschef Nawaz Sharif – Beobachter fragen sich nun mit Spannung, wie gut Khans PTI abschneiden und welchen Einfluss sie letztlich auf das künftige Schicksal Pakistans nehmen wird.
AFP/fko
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