Zehntausende Südafrikaner haben genug von Zuma
Die Demonstranten ärgern sich über ihren von Skandalen umwitterten Präsidenten. Dieser hatte vor einer Woche den angesehenen Finanzminister des Landes entlassen.

Zehntausende Südafrikaner haben heute landesweit friedlich gegen Präsident Jacob Zuma protestiert. Demonstranten forderten den Rücktritt des Staatschefs. «Feuert Zuma», hiess es auf Transparenten. Die Polizei hielt Anhänger Zumas auf Abstand, vereinzelt wurden Ausschreitungen gemeldet. Die Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit Südafrikas auf Ramsch-Status und führte dabei politische Unsicherheit an.
Auslöser der Proteste war die Entlassung von Finanzminister Pravin Gordhan durch Zuma vor einer Woche. Der Schritt hatte in der Bevölkerung zu Unmut über Regierungskorruption und die lahmende Wirtschaft geführt. Gordhan war wegen seiner harten Haltung gegen Korruption angesehen. Die Entlassung brachte Zuma Rücktrittsforderungen sogar aus den eigenen Reihen ein.
Die Proteste dürften für Zuma aber keine unmittelbare Bedrohung darstellen. Der Präsident hat nach wie vor die Unterstützung einflussreicher Fraktionen innerhalb der regierenden Partei Afrikanischer Nationalkongress (ANC).
Unterstützung von Friedensnobelspreisträger
Der gesundheitlich angeschlagene 85-jährige Friedensnobelspreisträger Desmond Tutu unterstütze die Proteste mit einem seiner seltenen gewordenen öffentlichen Auftritte. «Wir werden für den Niedergang einer Regierung beten, die uns falsch repräsentiert», twitterte Tutus Stiftung in seinem Namen.
Südafrikanische Medien zeigten Fotos von Tutu und seiner Frau Leah, wie sie mit Bewohnern vor dem Seniorenheim in Hermanus nahe Kapstadt stehen, in dem sie wohnen. Tutu lächelte. Dem pensionierten anglikanischen Erzbischof wurde 1984 der Friedensnobelpreis für seine friedliche Kampagne gegen die Apartheid verliehen.
Schüsse auf Protestierende
Wie die Nachrichtenagentur ANA berichtete, feuerte die Polizei in Johannesburg Gummigeschosse, um rund 100 Mitglieder der Regierungspartei ANC zu vertreiben, die sich auf Demonstranten zu bewegten. In einem separaten Vorfall griffen Parteimitglieder mehrere Protestierende an, die an einem von der Demokratischen Allianz, der grössten Oppositionspartei Südafrikas, organisierten Marsch teilnahmen. Andere ANC-Mitglieder in Militäruniformen hatten sich vor ihrer Parteizentrale postiert und halfen, die Demonstranten in Sicherheit zu bringen.
In der Stadt Pietermaritzburg feuerte die Polizei ebenfalls Gummigeschosse, um Zuma-Anhänger von einer Kundgebung gegen den Präsidenten fernzuhalten. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte vor einigen Tagen die Kreditwürdigkeit Südafrikas auf unter Investitionsstufe gesenkt. Konkurrent Fitch folgte am Freitag und erklärte, die Kabinettsumbildung, in deren Rahmen Gordhan entlassen wurde, werde Unternehmen weiter entmutigen, in Südafrika zu investieren. Sie könnte zudem «Standards der Regierung und öffentliche Finanzen» schwächen, hiess es.
Der Präsident schweigt
Von Zuma gab es am Freitag zunächst keine öffentlichen Stellungnahmen. Die Regierung rief zur Ruhe auf und versicherte, das Recht auf friedlichen Protest zu respektieren.
Zuma und der ANC sind auch durch andere Skandale um den Präsidenten geschwächt worden. Zuma musste staatliche Mittel zurückzahlen, nachdem das Verfassungsgericht im vergangenen Jahr in einem Streit gegen ihn urteilte, bei dem es um Millionen von Dollar ging, die für sein Privatanwesen ausgegeben wurden.
dapd/nag
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