Überraschender Abgang zu GenuaSilvan Heftis Wechsel in die Serie A ist fast fix
Nach 72 Spielen für die Young Boys und insgesamt sechseinhalb Saisons in der Super League wechselt der YB-Verteidiger zu Genua. Er war bereits beim Medizincheck.

«Es scheisst mich einfach an», sagte ein leicht angesäuerter Silvan Hefti Ende November im Wankdorfstadion. Eben hatte er in der Champions League womöglich das Tor seines Lebens geschossen, ein spektakulärer Weitschuss zum 3:2 gegen Atalanta Bergamo kurz vor Schluss. Noch kürzer vor Schluss aber glichen die Italiener aus, für YB endete der Abend in einer Enttäuschung. Hefti wurde als Spieler des Spiels ausgezeichnet, war nach der Partie so etwas wie der tragische Held.
Der Auftritt gegen Atalanta dürfte nicht ganz unwesentlich bei der jüngsten Entwicklung rund um den Fussballer Hefti gewesen sein. Bereits am Mittwoch sickert durch, was auch tags darauf noch auf eine offizielle Bestätigung wartet: Der YB-Verteidiger wechselt in die Serie A zum FC Genua. Am frühen Donnerstagnachmittag absolvierte der 24-jährige Ostschweizer in Italien den Medizincheck und soll beim akut abstiegsgefährdeten 18. der italienischen Liga, der seit Neuestem vom einstigen Weltklassestürmer Andrei Schewtschenko trainiert wird, in den nächsten Tagen den Vertrag unterschreiben. Interesse gab es auch aus Frankreich von Olympique Marseille. Als Ablöse stehen um die fünf Millionen Euro im Raum, vor eineinhalb Jahren hatte YB rund 1,5 Millionen Franken in die Ostschweiz überwiesen.
Heftis Wechsel ist für die Young Boys ein sportlicher schmerzhafter, aber angesichts der kolportierten Summe verkraftbarer Abgang. Im Sommer 2020 hatte YB nach gewonnenem Duell um die Meisterschaft mit dem FC St. Gallen dem Kontrahenten den Captain und damit eine der Schlüsselfiguren abgeworben. Hefti setzte sich bei YB auf Anhieb durch, bestritt bis dato 72 Spiele und war sowohl in seiner ersten Saison unter Trainer Gerardo Seoane als auch unter dessen Nachfolger David Wagner fast ununterbrochen Stammkraft.
Bessert Spycher jetzt nach?
International hat er alleine im vergangenen Jahr durch die Auftritte von YB in der K.-o.-Runde der Europa League und der Gruppenphase der Champions League stark auf sich aufmerksam gemacht.
Im Kader verbleiben nach Heftis Wechsel mit Ulisses Garcia, Jordan Lefort und Quentin Maceiras drei Aussenverteidiger, wobei nur Maceiras Rechtsfuss und somit für die rechte Aussenposition prädestiniert ist. Die Rechtsverteidigerposition ist also nicht mehr doppelt besetzt. Das ist in der Rückrunde ohne Cup und europäischen Wettbewerb bei 18 noch ausstehenden Ligaspielen verkraftbar. Dennoch ist es gut möglich, dass Sportchef Christoph Spycher in den kommenden Wochen nachbessert.
Die erste Mannschaft der Young Boys trifft sich am 3. Januar zum Trainingsauftakt und fliegt am 10. Januar für acht Tage nach Estepona (Spanien) ins Trainingslager. Auftakt zur Rückrunde ist am 29. Januar.
Moritz Marthaler schreibt für Tamedia in wechselnden Rollen seit 2010 über Sport im Allgemeinen und Fussball im Besonderen.
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