YB ohne Spannkraft
Ostermontag-Blues im Stade de Suisse: Ein wenig überzeugendes YB verliert gegen GC 0:1. Damit kann Serienchampion Basel bereits am nächsten Wochenende erneut Meister werden.
Wen interessiert die Super League derzeit? Die Spannung ist raus, oben wie scheinbar unten. Immerhin ist die Relevanz der Meisterschaft aber noch so gross, dass die sechste Eishockeyfinalpartie zwischen Zug und Bern gestern auf den Abend verschoben werden musste, weil um 16 Uhr der Beinaheklassiker Luzern - St. Gallen auf der Agenda stand.Man muss das nicht verstehen können.
Und man muss nicht begreifen, warum diese Zeilen den Chronistentext zum Treffen der Young Boys mit den Grasshoppers vom Montagnachmittag einleiten. Aber der Vierbuchstabenklassiker hat in den letzten Jahren einiges an Brisanz eingebüsst, er steht im April 2017 für die Langeweile in der Super League. YB steckt im Niemandsland auf Rang 2 fest, GC kämpft – immerhin – noch ein wenig gegen den Abstieg. Der Rekordmeister hat sich mit dem 1:0-Sieg im Stade de Suisse aber vermutlich der gröbsten Sorgen entledigt.
Gerndt hing in der Luft
Bei den Young Boys fehlt es in diesen Wochen (geht es nicht gerade gegen Basel) an der Spannkraft, die unbedingte Überzeugung ist nicht bei allen Akteuren vorhanden. So war es vor zwei Wochen gegen Vaduz und gestern gegen GC. Im ersten Heimspiel drehten die eingewechselten Michael Frey und Roger Assalé in der Nachspielzeit spektakulär einen 1:2-Rückstand, beim 3:2-Sieg hatte zudem Torjäger Guillaume Hoarau getroffen.
Das Trio fehlte am Ostermontag gesperrt und verletzt, was nicht zu übersehen war. Die Young Boys agierten nicht zielstrebig, sie verzettelten sich, der in der Angreiferhierarchie temporär und in Rekordzeit von Rang 4 auf Rang 1 aufgestiegene Alexander Gerndt hing in der Luft und ging völlig unter. «Wir haben uns schwergetan, insbesondere mit dem letzten Pass», sagt Steve von Bergen.
Der Captain bestreitet aber, dass es den Young Boys schwerfalle, die bestmögliche Motivation fürs letzte Saisonviertel aufzubringen. «Nein, nein», sagt von Bergen, «wir wollen schon, das ist nicht das Problem. Aber GC hat es heute gut gemacht, die Mannschaft spielt gegen den Abstieg und hat sich stark verteidigt.»
Von Bergens Fehler
Mit Ausnahme der ersten Viertelstunde nach der Pause lief bei den Young Boys wenig zusammen. Einzig in jenen rund 15 Minuten gelang es, Druck zu entwickeln, Leonardo Bertone verpasste gleich nach dem Seitenwechsel knapp das 1:0. In der restlichen Spielzeit agierten die Gastgeber wenig dynamisch und nicht homogen. Wurden sie halbwegs gefährlich, stand oft ein Energieanfall eines Einzelnen am Ursprung der Szene. Über weite Strecken griff YB erschreckend harmlos an, Hoarau fehlte bei allen Ecken und an allen Enden. «Vor der Pause waren wir nicht gut genug», sagt Trainer Adi Hütter, «aber es kam eine Reaktion. Leider hat eine Standardsituation gegen uns entschieden.»
Es war Munas Dabbur, der sich in der 82. Minute nach einem Eckball im Kopfballduell der Captains energisch gegen von Bergen durchsetzte und das Siegtor erzielte. «Das war mein Fehler», sagt von Bergen. «Ich kam nicht mehr an den Ball heran.» Die Grasshoppers stahlen den Sieg nicht, sie wirkten kompakter, hatten die besseren Chancen und hätten mit weniger Eigensinn der Offensivstützen Dabbur und Caio bereits in der ersten Halbzeit reüssieren müssen.
Nun auch eine Frage der Ehre
YB liegt derweil nach der fünften Saisonniederlage acht Runden vor Saisonende noch 8 Punkte vor Sion – und 20 Zähler hinter Basel. Der Rückschlag wird wohl keine Folgen haben. Mit diesem Wissen treten die Young Boys zu oft auf. Besser machen können sie es am Sonntag im Duell mit Lugano. Gegen die Tessiner hatten die Berner im Juli die bis gestern einzige Heimniederlage erlitten.
Möglicherweise stimuliert es die YB-Spieler ja, steht gegen Lugano zumindest die Ehre ein bisschen auf dem Spiel. Schlägt der FCB am Samstag zu Hause Vaduz, könnte er am Sonntag Meister werden – falls die Young Boys gegen Lugano nicht gewinnen. Das hört sich beinahe nach Spannung in der Liga an.
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