2:2 beim FC LuzernYB führt früh – und geht dann fast K.o.
Die Young Boys geben beim FC Luzern eine frühe 2:0-Führung preis. Eine Runde vor Schluss haben sie aber weiterhin Chancen auf Rang 2.

Es hat sich angebahnt. Der FC Luzern spielt in diesem Spiel der womöglich letzten Chance längst mit dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen, in der zweiten Halbzeit kippt das Geschehen immer tiefer in die Hälfte der Young Boys. Mohamed Camara und Cédric Zesiger, die beiden YB-Innenverteidiger, sind sich nach knapp 70 Minuten nicht einig, nimm du ihn, ich hab ihn sicher, der Ball kommt zum aus dem Rückraum anstürmenden Filip Ugrinic, er trifft zum 2:2. Ekstase, und wenig später wieder Jubel, weil in der Ferne der FC Sion den Ausgleich bekommt. Der FCL hat wieder Hoffnung auf den direkten Klassenerhalt und powert weiter, YB ist stehend K.o.
Es sind ja in diesen letzten Runden die Young Boys, welche in der Entscheidung um den Barrageplatz das berühmte Zünglein an der Waage spielen könnten. Leidenschaftlich wehrten sich die lange Zeit so unglücklichen Luzerner in den letzten Saisonwochen gegen die Relegation, mit zuletzt vier Siegen aus fünf Spielen setzen sie die arg ins Trudeln geratenen Sion und GC noch unter Druck – die Zürcher müssen am Sonntag zur Derniere nach Bern.
Windpark Swisspor-Arena
Entsprechend viel Engagement durfte man sich von diesem mit dem Rücken zur Wand stehenden FCL erwarten – doch es ist YB, das den besseren Start erwischt. Noch nicht einmal drei Minuten sind vorbei, Felix Mambimbi lanciert Wilfried Kanga, vor allem aber schlägt in der FCL-Abwehr Denis Simani über den Ball, Kanga trifft, YB führt. Nur vier Minuten später wehrt Luzerns Goalie Marius Müller erst gegen Ulisses Garcia ab, Edimilson Fernandes setzt nach, der abgefälschte Ball landet wieder im Tor. 2:0 nach sieben Minuten, der FCL muss sich erst einmal schütteln, YB beeindruckt mit Effizienz.

Auf der Zielgeraden einer sportlich durchzogenen Saison war rund um den Verein zu Wochenbeginn Erleichterung zu spüren, sich dank des Cupsiegs des FC Lugano das Minimalziel Europacup gesichert zu haben.
Und weil beim Gastgeber FCL die Lage ungleich dringlicher ist, erholt er sich in diesem Spiel bald einmal vom ersten Schock. Nach etwas mehr als 20 Minuten kombinieren sich die Innerschweizer flott durch die Reihen, Aussenläufer Mohamed Dräger legt gekonnt auf Dejan Sorgic, der verwandelt. Nur Sekunden zuvor springt ihm der Ball beim Vorbereiten der Aktion im Strafraum an die Hand, der VAR greift nicht ein.
Die Swisspor-Arena ist an diesem Donnerstagabend auch ein Windpark, mit den starken Böen hätten sich problemlos die Werbebanden betreiben lassen – ein Energieproblem allerdings ist beim FCL nicht zu orten. Nach dem Anschlusstreffer haben die Luzerner Aufwind, YB hält mit schnellen Kontern dagegen. Bis zur Pause wehrt Müller stark gegen Christian Fassnacht, auf der anderen Seite verfehlt Asumah Abubakar.
Erinnerungen werden wach an die Eröffnung dieser Saison, zum ersten Mal seit langem gab es damals keine Zuschauerbeschränkungen mehr – und dazu viel Spektakel. YB holte ein 1:3 auf, gewann noch 4:3, Jordan Siebatcheu traf zweimal. Der Stürmer steht kurz davor, sich zum Torschützenkönig zu krönen, am Donnerstag fehlt er mit einer Bauchmuskelzerrung. YB geht zwei Runden vor Schluss mit der attraktivsten Aktie auf dem Markt kein Risiko ein – vor einem Jahr riss dem formstarken Jean-Pierre Nsame in den Schlussrunden die Achillessehne.
Vor den Augen von Nationaltrainer Murat Yakin ist es auch diesmal ein äusserst unterhaltsames Spiel. YB kommt besser aus der Garderobe, hat Chancen durch Mambimbi und Fassnacht, vermag spielerisch mehr zu überzeugen. Das Heimteam bezieht seine Energie durch die Atmosphäre, die 12’000 Zuschauer stehen überwiegend hinter dem FCL. Die Schlussphase wird dramatisch. In Luzern steht es 2:2, Sion bekommt in Lausanne noch einen Penalty, in Genf spielt der FCB nur 0:0. Luzern braucht den Sieg um so mehr, YB wäre mit drei Punkten mit dem FCB gleichgezogen. Es bleibt beim 2:2 – YB hat weiter Chancen auf Rang 2, der FCL braucht Schützenhilfe.
Moritz Marthaler schreibt für Tamedia seit 2010 in wechselnden Rollen über Sport- und Gesellschaftsthemen.
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