Wortlos in aller Munde
Leonardo Genoni ist die «Lebensversicherung» des SCB. «Wenn Leo unhaltbare Schüsse pariert, geht ein Ruck durch das Team», sagt Simon Bodenmann.
Als Leonardo Genoni das Eisfeld nach dem Training verlässt, nickt er den anwesenden Medienschaffenden zum Gruss kurz zu, geht aber wortlos an ihnen vorbei. Bevor er im Garderobentrakt verschwinden wird, lässt sich der Goalie des SC Bern noch kurz mit Kindern fotografieren.
So ist es dieser Tage immer. Genoni hat beschlossen, während der Playoffs für Interviews nicht zur Verfügung zu stehen. Das muss er auch nicht, der 29-Jährige ist so oder so in aller Munde. Befragt man nach einem Match einen Teamkollegen, kommt dieser eher früher als später auf den Goalie zu sprechen.
Kompliment um Komplimpent
«Der Hauptgrund für unseren Sieg ist Leo», heisst es dann. Oder: «Wir müssen uns bei Leo bedanken.» Oder: «Leo hat uns mit seinen Paraden im Spiel gehalten.» Die riesige Wertschätzung, die der 29-Jährige geniesst, kommt nicht von ungefähr.
Seine Klasse lässt sich mit Statistiken belegen: In der Qualifikation lag seine Abwehrquote bei 93,6 Prozent, in den Playoffs steht sie bei sagenhaften 95,1 Prozent. Noch minimal bessere Werte hatte er in der Saison 2010/2011 aufgewiesen. Damals wurde er mit dem HCD Meister.
Genoni ist keiner, der sich in den Vordergrund stellt. Vor den Playoffs betonte er in einem Interview mit dieser Zeitung, wie sehr er auf die Unterstützung seiner Mitspieler angewiesen sei. «Der Goalie wird überschätzt», hielt er damals fest. Als Simon Bodenmann mit dieser Aussage konfrontiert wird, muss er schmunzeln.
«Leo weiss genau, wie wertvoll er ist. Doch er ist wohl noch von der HCD-Krankheit des ewigen Understatements infiziert.» Bodenmann darf sich diese spitze Bemerkung erlauben, ist er doch mit Genoni gut befreundet. Auch er schwärmt von den Qualitäten des Zürchers – und von dessen Trainingsfleiss. Er habe noch nie einen Torhüter erlebt, der neben dem Eis so hart arbeite, sagt der Stürmer.
Bewundernd stellt er fest, wie entspannt sein Kumpel mit der Dreifachbelastung Eishockey/Familie/Fernstudium umgeht. Aus der gemeinsamen Zeit am Gymnasium weiss Bodenmann, dass Genoni nicht immer derart seriös war und anfänglich daher schulisch Mühe bekundete. Mittlerweile beschreibt der Flügel den Keeper als «sehr zielstrebig. Er weiss, was er will und was es braucht dafür, es zu bekommen.»
Auch wenn er sich während der Playoffs nicht öffentlich äussert, ist momentan völlig klar, was Leonardo Genoni anstrebt: seinen vierten Meistertitel, den ersten mit dem SCB.
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