Wo man nicht wohnen sollte
Wer Immobilien kauft oder verkauft, muss die Vor- und Nachteile der Lage sorgfältig prüfen. Dabei hat vor allem die Sensibilität für Umweltrisiken und Naturgefahren stark zugenommen.

Bei einem Hauskauf oder der Miete einer Wohnung hat man heute ganz neue Instrumente, um sich schon vorher über den Standort ins Bild zu setzen – zum Beispiel dank des Geoportals des Kantons Bern, das in letzter Zeit sukzessive ausgebaut wurde: Der Kataster der belasteten Standorte zeigt, an welchen Standorten Gefahren im Boden schlummern könnten (siehe Karte Ostermundigen). Unter so mancher grünen Kuhwiese sind gefährliche Altlasten verborgen, sei es von Deponien, Industrie- oder Schiessanlagen.
Aufgepasst vor Radon
Wem seine Gesundheit am Herzen liegt, sollte auch einmal einen Blick auf die Radonkarte werfen; Radon ist ein natürlich vorkommendes Gas, das weder sicht- noch riechbar ist, aber radioaktive Strahlung freisetzt. An Standorten mit erhöhter Belastung und ohne Gegenmassnahmen kann Radon Krebs verursachen. Nebst möglichen Gefahrenquellen vermittelt das Geoportal wichtige Grundlagen, etwa über mögliche Standorte von Erdwärmesonden oder zur administrativen Einteilung (Richtplan, Zonenpläne, Wohn- und Gewerbezonen etc.)
Mit verschiedener Brille
Oder wollen Sie von daheim aus in Erfahrung bringen, ob Ihnen die Sicht auf eine Autobahnausfahrt oder eine Naturidylle blüht? Die Karte über ökologische Ausgleichsflächen zeigt, was die Umgebung an Naherholung bietet – hier sind zum Beispiel artenreiche Wiesen und Hecken verzeichnet. Francesco Siragusa, der zuständige Abteilungsleiter des Amtes für Geoinformation, sagt dazu: «Solche Informationen ermöglichen es, einen Wohnstandort auch einmal unter ganz anderen Aspekten zu beurteilen.» Für die Lebensqualität zählen ja schliesslich nicht nur Zimmergrössen und Küchenausstattung. Ebenfalls ein Gewinn ist die Karte «öffentlicher Verkehr»: Hier sind Haltestellen und Anschlüsse von Bahn, Bus, Schiff, Seilbahnen bis in jedes Detail aufgeführt. Besonders wertvoll ist die Einteilung in verschiedene Güteklassen in Sachen öffentlicher Verkehr (öV). Für genaue Standortanalysen sind die Karten unverzichtbar, vor allem weil man die Themen für den immer gleichen Kartenausschnitt beliebig wechseln kann.
Angesichts steigender Risiken durch Naturgefahren wie Überschwemmungen, Sturm, Hagel oder Lawinen lohnt sich heutzutage auch ein Blick auf die entsprechenden Gefahrenkarten (siehe Karte Interlaken). Solches Material ist oft bei der Gemeinde oder Baubehörde erhältlich, immer mehr aber auch online auf dem Geoportal: Dabei kann man sich wahlweise eine Zusammenfassung oder auch eine Auswertung bestimmter Gefahren wie Wasser, Rutschgefahren, Lawinen anzeigen lassen. Für Hauseigentümer und Bauherrschaften ist es heute essenziell, statistische Häufigkeiten und mögliche Schadenssummen abschätzen zu können.
Stefan Orecchio, Elementarschadenexperte bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB), hält dazu fest: «Wichtig ist uns die Botschaft, dass sich Hauseigentümer von uns kostenlos beraten lassen können.» Dazu zählt die Analyse möglicher Gefahren. Im Normalfall kann man sich zwar sicher sein, dass im Rahmen einer Baubewilligung Auflagen gemacht werden, um Risiken möglichst zu minimieren. Wer viel Geld für ein Haus ausgibt, will aber selbst wissen, wo die Zonen erheblicher oder mittlerer Gefährdung verlaufen.
Wichtig ist natürlich die korrekte Umsetzung der behördlichen Auflagen, aber auch die Einhaltung von Normen und Regeln der Baukunde, zum Beispiel, was Erdbebensicherheit betrifft. Experte Orecchio ergänzt: «Präventionsmassnahmen zu Beginn der Planung sind oft ohne Mehrkosten machbar, während nachträgliche Verbesserung teuer werden können.» Bereits einige geringfügige Verbesserungen im Bereich Eingangsschwellen oder erhöhte Lichtschächte bei Kellerfenstern können später bei Überschwemmungen Wunder wirken.
Künftiger Standard
Der Kanton Bern wird die öffentlich zugänglichen Geoinformationen in nächster Zeit noch weiter ausbauen, etwa in Sachen Bevölkerungsentwicklung und Energieplanung. Gemäss Francesco Siragusa vom Amt für Geoinformation wird dies auch die Art und Weise verändern, wie über Immobilien und Grundstücke informiert wird: «Bei professionellen Investoren ist es schon jetzt üblich, dass auf Grund solcher Informationen zur Umgebung standardisierte Dossiers aufbereitet werden.»
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