Wo ist Jemens Präsident Saleh?
Auch einen Tag nach dem Raketenangriff auf den Palast von Ali Abdullah Saleh wird wild über dessen Gesundheitszustand und Aufenthaltsort spekuliert. Er soll sich für eine Notoperation ins Ausland absetzen.
Präsident Ali Abdullah Saleh befinde sich noch immer in einem Militärspital, sagte ein Regierungssprecher. Fünf beim Angriff verletzte Spitzenvertreter der Regierung wurden zur Behandlung nach Saudiarabien gebracht, wie die amtliche jemenitische Nachrichtenagentur SABA meldete.
Am Morgen seien der Ministerpräsident, dessen Stellvertreter, der Sicherheitsberater des Präsidenten sowie die beiden Parlamentspräsidenten nach Saudiarabien ausgeflogen worden, hiess es. Der Gesundheitszustand des Sicherheitsberaters soll ernst sein.
Nicht mehr öffentlich aufgetreten
Saleh selbst habe nur ein paar Kratzer im Gesicht abgekommen, versicherte der stellvertretende Informationsminister Abdu al- Dschanadi. Spekulationen wonach Saleh ebenfalls nach Saudiarabien gereist sei, wies er zurück. Seit dem Beschuss des Präsidentenpalast hat sich Saleh nicht mehr öffentlich gezeigt. Es wurde lediglich eine Audiobotschaft des Staatschefs verbreitet.
Am Abend hiess es dann aus Diplomatenkreisen, Saleh habe eine Einladung des saudischen Königs Abdullah angenommen, um sich in Saudiarabien ärztlich behandeln zu lassen. Die Maschine Salehs habe den Flughafen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa noch nicht verlassen.
Kampf um Sanaa
Nach Angaben beider Seiten hat inzwischen der saudiarabische König Abdullah eine einwöchige Waffenruhe vermittelt. Das erklärten heute Vertreter der Regierung und der aufständische Stämme gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
In der Hauptstadt Sanaa war es in dieser Woche zu heftigen Kämpfen gekommen, die am Samstag bis zum Morgengrauen andauerten. Zehn Stammeskämpfer seien getötet und 35 zum Teil schwer verletzt worden, berichtete ein Sprecher des oppositionellen Stammesführers Scheich Sadek al-Ahmar.
Machtkampf innerhalb eines Stammes
Scheich Al-Ahmar ist Oberhaupt des Haschid-Stammes, dem auch die Präsidentenfamilie angehört. In den vergangenen Wochen war der Machtkampf zwischen der Al-Ahmar-Familie und Saleh eskaliert.
Die Al-Ahmar-Familie wehrt sich aber unter anderem gegen Salehs Absicht, seinem ältesten Sohn Ahmed die Macht zu übergeben. Ahmed Saleh ist Kommandant der Republikanischen Garde und damit eine der Machtstützen seines Vaters.
Gemäss Augenzeugen hat Saleh die Eskalation der vergangenen Tage mit ausgelöst. Die Republikanische Garde habe zuerst die Häuser des Halbbruders des Stammesführers, General Ali Mohsen al-Ahmar, und des reichen Geschäftsmanns und Oppositionspolitikers Hamid al-Ahmar in Sanaa beschossen. Anhänger der beiden Männer hätten darauf auf das Gelände des Präsidentenpalastes gefeuert.
Weiterer General fällt ab
In der Stadt Taes erklärte der Kommandant der 33. Panzerdivision der Armee, General Jebrane Jahia al-Hachedi, dass er sich der Opposition anschliessen werde. Er rief die Soldaten seiner Division aus Taes ab, die in die Stadt entsandt worden waren, um regierungsfeindliche Proteste zu unterdrücken.
Die Division kontrolliert den Südwesten Jemens von den südlichen Küsten des Roten Meeres bis zu einem Teil der Küsten am Golf von Aden. Es ist der zweite Abfall eines jemenitischen Generals, nachdem Ali Mohsen sich im März von Saleh losgesagt hatte. Gemäss Mitgliedern der 33. Division geschah Al-Hachedis Seitenwechsel auf Druck seiner Offiziere.
Schweizer zur Ausreise aufgerufen
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rief heute Schweizer Bürger dazu auf, den Jemen vorübergehend zu verlassen. Gemäss EDA-Angaben leben rund 30 Schweizer in dem Land. Die meisten davon arbeiten für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die UNO oder Hilfsorganisationen.
Die Schweiz hat im Jemen keine eigene Botschaft, unterhält jedoch ein Honorarkonsulat in Sanaa. Dieses wurde gemäss EDA-Angaben am Samstag geschlossen. Die Schweizer Interessen im Jemen nimmt die Botschaft in Saudiarabien wahr.
Evakuierungen stehen kurz bevor
Auch andere Staaten riefen ihre Landsleute zum Verlassen des Landes auf. Die EU erklärte, man habe erste Massnahmen für eine Evakuierung von EU-Bürgern ergriffen. Aus der Hauptstadt Sanaa flüchteten inzwischen Tausende Menschen. An den Ausfallstrassen staute sich der Verkehr. Sanaa selbst wirkte gemäss Augenzeugen teilweise wie eine Geisterstadt.
dapd/wid, pbe
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch