Übernahmeschlacht um New York Stock Exchange
Zwei US-Börsen haben ein Angebot über rund 11,3 Milliarden Dollar für die Börse NYSE Euronext vorgelegt. Und damit das Angebot der Deutschen Börse gekontert. Eine Übernahmeschlacht bahnt sich an.

Die US-Börse Nasdaq OMX will die Deutsche Börse bei der geplanten Übernahme der New Yorker Nyse Euronext ausstechen. Dazu legt Nasdaq zusammen mit der US- Rohstoffbörse IntercontinentalExchange (ICE) ein Gegenangebot vor.
Nasdaq und ICE teilten am Freitag mit, 42,50 Dollar je Aktie für Nyse Euronext zu bieten. Diese Offerte übertreffe das Angebot der Deutschen Börse auf Basis aktueller Aktienkurse um 19 Prozent. Ausgehend vom 8. Februar, dem Tag vor der Bekanntgabe fortgeschrittener Fusionsverhandlungen von Deutscher Börse und Nyse, liege es sogar 27 Prozent höher.
Der Gesamtwert des Angebotes liege bei 11,3 Milliarden Dollar, hiess es weiter. Davon würden 1,65 Milliarden in Bar geleistet, hinzu käme ein Tausch von 0,1436 ICE-Aktien für eine Aktie von Nyse Euronext. Nasdaq OMX macht den Nyse-Aktionären das Angebot mit der Aussicht schmackhaft, einen weltweit in allen wichtigen Segmenten des Börsengeschäftes führenden Anbieter zu formen.
Bei der Fusion von Deutscher Börse und Nyse sollten die Aktionäre der nach Börsenwert gewichtigeren Frankfurter 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen halten. Schon damals hatten Gerüchte über mögliche Gegengebote die Runde gemacht.
Aktien reagieren
Sollten die US-Konkurrenten mit ihrem Vorstoss Erfolg haben, wäre dies ein schwerer Schlag für die Frankfurter Börsengesellschaft, die auf eine Reihe von gescheiterten Übernahmeversuchen in den vergangenen Jahren zurückblickt; zu den Zielen zählte zwischenzeitlich auch die Schweizer Börse. Entsprechend gab die Aktie der Deutschen Börse nach Bekanntwerden der Gegenofferte nach: Sie drehte ins Minus und verlor bis zu 3,1 Prozent.
Die Aktien von Nyse Euronext in Paris weiteten ihr Plus hingegen kräftig aus und legten rund 16 Prozent zu. Die Deutsche Börse nahm die Offerte in einer offiziellen Stellungnahme zur Kenntnis.
Man sei «weiterhin der festen Überzeugung, dass der angekündigte Zusammenschluss von Deutsche Börse AG und NYSE Euronext die bestmögliche Kombination für die jeweiligen Aktionäre und die Stakeholder der beiden Unternehmen darstellt.»
Aus dem Zusammengehen der US-Handelsplätze Nasdaq OMX und Nyse Euronext entstünde ein machtvolles Zentrum des amerikanischen wie europäischen Aktienhandels. Es würde sowohl das Geschäft mit Börsennotierungen in den USA dominieren als auch andere heimische Optionsmärkte in den Schatten stellen.
Deutsche Börse unter Druck
Die Deutsche Börse steht nun unter Druck, ihr eigenes Angebot zu verbessern. Doch ob sie dazu bereit wäre, hat sie bislang nicht signalisiert.
«Das Gegenangebot umfasst ja wohl auch einen Baranteil, es wäre kein reiner Aktientausch, und das wäre schon einmal recht attraktiv für die Nyse Euronext», sagte Analyst Roland Pfänder von der Commerzbank.
«Die Deutsche Börse steht jetzt natürlich unter Druck, nachzubessern. Aber ich halte es durchaus nicht für ausgemacht, dass sie auch wirklich nachlegen.» Sollte die geplante Fusion platzen, muss die Nyse eine relativ happige Ausfallgebühr von knapp 350 Millionen Dollar zahlen.
Neben Hürden von Aufsichts- und Kartellbehörden haben die transatlantische Fusion auch von Anfang an politische Bedenken begleitet. So äusserten sich US-Politiker direkt nach Verkündung der deutschen Übernahmepläne kritisch: Sie lehnen ab, dass die traditionsreiche Wall Street in ausländische Hände gerät.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch