«Sie sehen, dass es mir gut geht»
Jürg Bucher will sein Doppelmandat als Postfinance-Chef und Konzernchef der Post weiterführen. Dies, weil bei Postfinance Entscheide anstehen, die sowieso von der Konzernleitung beschlossen würden.
Herr Bucher, Sie sind gleichzeitig Postfinance-Chef und Konzernchef. Wie lange noch? Jürg Bucher: Wenn Postfinance in eine eigene Aktiengesellschaft überführt ist, wird ein neuer Chef gesucht. In dieser Phase macht meine Doppelfunktion Sinn: Der Entscheid zur Überführung von Postfinance in eine AG ist Sache der Konzernleitung und des Verwaltungsrates. Voraussichtlich in 18 Monaten sollte das abgeschlossen sein.
Mal ehrlich: Die zwei Jobs sind eine grosse Belastung. Wie bewältigen Sie das Pensum? Sie sehen mir doch an, dass es mir gut geht. Bei Postfinance habe ich Aufgaben delegiert, und in der Konzernleitung entlasten mich zwei Stellvertreter.
Der Eklat bei der Post rund um Claude Béglé hat 2009 einen Imageschaden verursacht. Wie gross ist er? Er hat vorab verunsichert, das gute Geschäftsergebnis zeugt aber von einer starken Post.
Sie sind seit 100 Tage im Amt als Konzernchef der Post. Welche Bilanz ziehen Sie? Wir fokussieren heute wieder auf das Geschäft, und ich komme gut vorwärts. Gefreut hat mich, dass wir 2009 ein gutes Ergebnis erzielt haben.
Das Ergebnis hat Sie positiv überrascht. Aber der Gewinn von 97 Millionen Franken ist tiefer als im Vorjahr. Ja, vor allem wegen geringerer ausserordentlicher Immobilienverkäufe. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass die Post in einem Krisenjahr erfolgreich war. Das Ergebnis von Postfinance bricht alle Rekorde.
Mit dem Betreiben der Poststellen verlieren Sie Geld. Schliessen Sie weitere Filialen? In der gesamten Schweiz haben wir 3600 Zugangspunkte.
Aber Sie haben einen Schliessungsplan. Wie vor Jahresfrist angekündigt, überprüfen wir insgesamt 420 kleine Poststellen. Werden Filialen geschlossen, ist es das Ziel, Kunden etwas Besseres zu bieten. Zum Beispiel Postdienste in Lebensmittelgeschäften.
Was ist besser daran? Der Dorfladen und die Post vor Ort werden gestärkt, die Öffnungszeiten sind länger.
Die vor kurzem präsentierten effizienten Briefsortiermaschinen haben Angst bei Angestellten ausgelöst. Zu Recht? Derzeit testen wir in Pilotversuch Technik und Abläufe. Entscheide fallen nicht vor 2011. Die wichtigste Aufgabe der Postboten ist, die Briefe den Kunden zu bringen: Da wollen wir nichts wegrationalisieren.
Aber die, die Briefe sortieren, müssen um den Job bangen? Angestellte, die von Umstrukturierungen betroffen sind, bieten wir neue berufliche Möglichkeiten.
Haben Sie an der Auslandstrategie etwas geändert? Nein, wir haben zwei Strategien. Einerseits wollen wir schweizerische Unternehmen, die im Ausland tätig sind, folgen und ihnen ein umfassendes Angebot bieten. Andererseits wollen wir Dienstleistungen, die in der Schweiz erfolgreich sind, ins Ausland tragen und sie dort realisieren.
Demzufolge nehmen in Zukunft die Aktivitäten der Schweizer Post im Ausland zu. Was sind die Erwartungen? Heute erwirtschaften wir 20 Prozent des Umsatzes im Ausland. Dieser Anteil soll künftig etwas grösser werden. Ich hoffe, dass dies uns gelingen wird.
Wie rentabel ist das Auslandgeschäft? Die Erträge werden sich Jahr für Jahr verbessern. Insgesamt haben wir 2009 Geld verdient. Doch zu Beginn muss man investieren.
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