Renault wusste schon länger von Problemen beim Abgas
Frankreich-Korrespondent Stefan Brändle zur Rückrufaktion von Renault.
Vom Abgasskandal erfasst, ruft Renault Tausende von Fahrzeugen zurück. Langsam zeigt sich: Wenn der französische Hersteller nicht wie VW mogelte, schaute er zumindest vorsätzlich weg. Am Montag hatte Vizekonzernchef Thierry Bolloré vor einer französischen Untersuchungskommission zugegeben, dass es bei der Eliminierung von Stickstoffdioxid Probleme gebe. Er betonte aber, dass Renault die diversen Abgasnormen respektiere; von einer absichtlichen Täuschung könne keine Rede sein.
Hingegen scheint Renault durchaus gewusst zu haben, dass die erzielten Messwerte nicht den realen Alltagsbedingungen entsprechen. Das erwähnte Kommissionsmitglied stellte deshalb in der Zeitung «Le Monde» anonym die rhetorische Frage: «Ist es nicht ebenso gravierend, den verschmutzenden Charakter seiner Fahrzeuge zu verschweigen, wie wenn man Mogelsoftware installiert?» In Pariser Medien wird mit Nachdruck gefragt, seit wann Renault davon «gewusst» habe; schliesslich habe der Hersteller den technischen Fehler erst letzte Woche zugegeben, nachdem eine Gewerkschaft eine Hausdurchsuchung publik gemacht habe. Der Aktienkurs von Renault sackte darauf um zeitweise mehr als 20 Prozent ab.