Entlässt Vögele Til Schweiger?
Es ist das schlechteste Ergebnis der Firmengeschichte: Vögele schreibt einen Verlust von 119 Millionen Franken. Die Umsätze sind eingebrochen. Die Aktie taucht. Das Engagement von Til Schweiger steht auf der Kippe.
2011 war für Charles Vögele ein Desasterjahr: Der Kleiderkonzern erlitt mit 119,1 Millionen Franken den grössten Verlust der Firmengeschichte. Das ist noch mehr als befürchtet. Im laufenden Jahr will Charles Vögele nun das Bluten stoppen. Die Gewinnschwelle wird erst 2013 wieder überschritten.
Nach einem ersten Halbjahr mit einem Verlust von 62 Millionen Franken seien die Verkäufe im zweiten Halbjahr richtiggehend eingebrochen, sagte Finanzchef Markus Vögeli am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Pfäffikon SZ.
Unter dem Strich häufte sich im Gesamtjahr ein Verlust von 119,1 Millionen Franken an, nachdem der Konzern erst im Vorjahr mit einem Reingewinn von 17,7 Millionen Franken wieder in die schwarzen Zahlen vorgestossen war. Das Betriebsergebnis (Ebit) verschlechterte sich von 37,6 Millionen auf -113,7 Millionen Franken, während der Umsatz um 15 Prozent auf 1,016 Milliarden Franken schrumpfte.
Damit hat Charles Vögele nach bereits drei Gewinnwarnungen im abgelaufenen Jahr erneut enttäuscht und selbst die tiefen Erwartungen der Analysten verfehlt. Diese hatten im Durchschnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einem Verlust von 108 Millionen Franken gerechnet. An der Schweizer Börse tauchte die Aktie bis gegen 16.30 Uhr um 8 Prozent auf 20,20 Franken.
Konzernchef ist nicht zufrieden
«Wir können mit dem Ergebnis 2011 nicht zufrieden sein», sagte der neue Konzernchef Frank Beeck. Angesichts der Euro-Krise und der Wirtschaftslage hätten sich die Kunden von Charles Vögele beim Einkaufen zurückgehalten. Wegen des unüblich warmen Herbstes sei die Wintermode in den Läden liegen geblieben. Zudem schlug der starke Franken aufs Resultat.
Aber Charles Vögele kämpfte auch mit hausgemachten Problemen: So ergaben sich massive Lieferschwierigkeiten, nachdem der Konzern die Zahl der Verteilzentren reduziert und zwei davon an unterschiedliche Dienstleister ausgelagert hatte.
Weil man zu schnell vorgegangen sei, habe man erhebliche Probleme bekommen, die Kleider in die Läden zu bringen, erklärte Beeck. Engpässe waren die Folge. Hinzu kamen Probleme bei der Damenkollektion. «80 Prozent unserer Kunden sind Damen. Wenn die Damenkollektion Schnupfen hat, hustet die Gruppe.»
«Diese Probleme sind uns im dritten Quartal auf die Füsse gefallen», sagte Beeck. Von Juli bis Ende September seien die Umsätze richtiggehend eingebrochen. Finanzchef Vögeli sprach von einem Desaster.
Wechsel an der Spitze
Im September hatte Charles Vögele nach einem happigen Halbjahresverlust Konzernchef André Maeder vor die Tür gesetzt. Verwaltungsratspräsident Alain Caparros trat sein Amt an Hans Ziegler ab, blieb aber im Aufsichtsgremium. Verkaufschef Beeck wurde damals zum Konzernchef ernannt und krempelt seither die angeschlagene Modekette um.
Um sein Profil zu schärfen, stampft das Unternehmen die bestehenden Hauptmarken Casa Blanca, Biaggini und Kingfield ein. Denn die drei Marken würden sich zu wenig unterschieden, hiess es. Stattdessen werden sämtliche Kollektionen ab 2013 unter der Dachmarke Charles Vögele geführt.
Die Zusammenarbeit mit den Hollywood-Stars Penélope und Mónica Cruz lässt der Konzern auslaufen. Mit dem Engagement der beiden Schauspielerinnen als Werbe-Ikonen war Maeder im Jahr 2010 ein Paukenschlag gelungen. Die Cruz-Schwestern brachten frischen Wind ins angestaubte Image des Kleiderkonzerns.
Rückkehr in Gewinnzone 2013
«Aber die Kampagne hat das Stammpublikum verunsichert», sagte Beeck. Die Kundinnen hätten gemeint, Charles Vögele bewege sich auf jüngere Kundinnen zu und wolle die Älteren nicht mehr bedienen. Charles Vögele büsste an Kunden ein und verkaufte weniger Kleider. In allen Ländern sackten Umsätze und Ergebnisse ab. Zudem zog ein herber Goodwillabschreiber das Resultat nach unten.
Nach dem desaströsen Resultat will Charles Vögele im laufenden Jahr das Bluten beenden, wie Beeck sagte. Die Lieferprobleme seien weitestgehend behoben. Im nächsten Jahr werde ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt. Ab 2014 erwartet Charles Vögele einen Reingewinn von mindestens 10 Millionen Franken.
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