Slowenien von Italien angesteckt
Auch das Euroland Slowenien muss für langfristige Staatsanleihen über sieben Prozent bezahlen. Die Gründe sind einerseits hausgemacht – doch die Krise des Nachbars Italien spielt ebenfalls eine Rolle.

Die Renditen für die 15-jährigen slowenische Staatsanleihen haben am Vormittag die psychologisch kritische Marke von sieben Prozent überschritten, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA meldet. Um 13.50 Uhr lagen sie bei 7,19 Prozent.
Griechenland, Irland und Portugal mussten bei diesem Niveau Unterstützung von der EU und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) anfordern. Auch italienische Papiere hatten diese Marke am Donnerstag erreicht, rutschten dann aber wieder unter sieben Prozent.
Abkühlung der Konjunktur
Der hohe Zinssatz spiegle einerseits die eher düsteren wirtschaftlichen Aussichten, so Michal Dybula, Ökonom bei der französischen Bank BNP Paribas, gegenüber der Agentur Bloomberg. Ein Bericht der EU-Kommission prognostiziert der slowenischen Wirtschaft für dieses Jahr ein Wachstum von 1,1 Prozent und eine Abschwächung auf 1 Prozent für 2012.
Andererseits hänge die Entwicklung auch mit der Lage im Nachbarland Italien zusammen, so Analyst Dybula zu Bloomberg: «In gewisser Weise sind die slowenischen Staatsanleihen von der Nähe zu Italien und der starken Präsenz von italienischen Banken im Land in Mitleidenschaft gezogen worden. Hinzu kommt der unsichere Budget-Ausblick.» Italienische Banken könnten angesichts der Probleme im eigenen Land Gelder abziehen, die sie während der Boomjahre zwischen 2006 und 2008 in Slowenien investiert haben. Dies könnte im kleinen Land eine Liquiditätskrise auslösen, legt Neil Shearing von der Firma Capital Economics gegenüber der Financial Times dar.
Bessere Ausgangslage
Slowenien habe jedoch eine massiv bessere Ausgangslage als Italien oder andere EU-Sorgenkinder wie Irland, Portugal oder gar Griechenland. Die Staatsverschuldung der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik kommt laut des Berichts der EU-Kommission bis Ende Jahr auf rund 45,5 Prozent des BIP zu liegen – verglichen mit den über 120 Prozent Italiens ist das ein geradezu gesunder Staatshaushalt.
Dennoch werde die neue Regierung nach den im nächsten Monat anstehenden Wahlen Sparmassnahmen und Arbeitsmarktreformen umsetzen müssen, um das Vertrauen der Märkte nicht zu erschüttern. Die aktuelle Regierung von Premier Borut Pahor tritt nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung vom September vorzeitig ab.
Gute finanzielle Ressourcen
Ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel sagte: «Wir sind nicht besorgt. Wir sind zuversichtlich, dass die slowenische Wirtschaft die derzeitigen Herausforderungen bewältigen kann.» Generell kommentiere die EU-Kommission keine Marktentwicklungen. Die Sieben-Prozent-Marke wurde laut STA für Anleihen mit einer Laufzeit bis 2020 überschritten, die stärker gehandelten Anleihen bis 2022 lagen gegen 11 Uhr demnach bei einem Renditeniveau von 6,995 Prozent.
Finanzminister Franc Krizanic sagte zuvor in Hinblick auf die steigenden Zinsen für Staatspapiere, Slowenien habe relativ gute finanzielle Ressourcen. Deshalb seien keine «grösseren Schocks» zumindest bis 2014 zu erwarten.
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