Schweizer Wirtschaft wächst um ein halbes Prozent
Dank Konsum und Investitionen: Das Schweizer Bruttoinlandprodukt ist im zweiten Quartal um 0,5 Prozent gestiegen. Sorgenkinder sind die Industrie und das Baugewerbe.
Der private Konsum und die erstmalige Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen seit einem Jahr sind die Wachstumsimpulse, die die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal vor allem wachsen liessen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte.
Nach einem ausserordentlich starken BIP-Anstieg im ersten Quartal von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal war für das zweite Quartal allgemein mit einer Verlangsamung gerechnet worden. Ökonomen hatten im Vorfeld einen Anstieg von zwischen 0,2 und 0,5 Prozent prognostiziert. Die aktuellen BIP-Zahlen liegen damit am oberen Ende der Erwartungen.
Es ist mit einer Korrektur nach oben zu rechnen
«Die Entwicklung der BIP-Zahlen ist unverändert gut und damit eher besser als erwartet», stellte Yngve Abrahamsen, Ökonom bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), auf Anfrage fest. Im dritten und vierten Quartal sei weiterhin mit einem guten mittleren Wachstum zu rechnen.
Die KOF wird ihre neuste BIP-Prognose am 23. September veröffentlichen.» Laut Abrahamsen ist dabei eher mit einer Korrektur nach oben zu rechnen. Bereits am 10. September wird die privatfinanzierte Konjunkturforschungsstelle Bakbasel ihre neusten Konjunkturprognosen vorstellen. Die Expertengruppe des Seco publiziert am 19. September ihre Einschätzungen.
Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen
Wie in den vergangenen Quartalen war der Privatkonsum im zweiten Quartal erneut eine wichtige Konjunkturstütze. Die Ausgaben der privaten Haushalte erhöhten sich im zweiten Quartal um 0,7 Prozent. Seit vier Quartalen trägt dabei die Rubrik Gesundheitspflege massgeblich zum Wachstum des privaten Konsums bei.
Nach einer Reihe schwächerer Quartale nahmen zudem die Bruttoanlageinvestitionen erstmals wieder zu. Zu diesem Anstieg trugen die Ausrüstungsinvestitionen bei ( 2,9 Prozent), die sich nach einer Schwächeperiode von mehreren Quartalen erstmals wieder positiv entwickelten. Die Bauinvestitionen bildeten sich allerdings leicht zurück (-0,3 Prozent).
Im zweiten Quartal verzeichneten die Industrie und das Baugewerbe eine rückläufige Wertschöpfung. Viele Dienstleistungsbranchen, insbesondere die Tourismusexporte mit einer Zunahme um 1,6 Prozent, trugen hingegen positiv zum BIP-Wachstum bei. Insgesamt stiegen die Dienstleistungsexporte um 0,3 Prozent und die Importe um 0,6 Prozent.
Bakbasel: Konsum trägt Wachstum
Laut den Konjunkturforschern von Bakbasel trägt die Konsumdynamik damit weiter das Wirtschaftswachstum. Der private Konsum zeige keinerlei Anzeichen einer Abschwächung. Damit befinde sich die Schweizer Wirtschaft bereits im vierten Quartal in Folge auf einem soliden Wachstumspfad.
Allerdings fehle für einen stärkeren Aufschwung noch die breite Abstützung: Die Exporte und Investitionen entwickelten sich im zweiten Quartal abgesehen von Sondereffekten weiter schwach, so die Bakbasel.
Für den KOF-Ökonom Abrahamsen zeigen die zusätzlichen Bruttoinvestitionen, dass die Unternehmen zuversichtlich über die Entwicklung in den nächsten Monaten sind. Der unwesentliche Rückgang bei den Bauinvestitionen sei eine positive Korrektur, da eine allzu starke Zunahme zu einem überdimensionierten Wohnungsbau führen könnte. Das Niveau im Wohnungsbau sei immer noch hoch.
Anhaltender Exportrückgang im Maschinenbau
Negative Impulse zur BIP-Entwicklung lieferte laut den neusten Seco-Zahlen die Handelsbilanz mit Waren: Die Warenexporte gingen im zweiten Quartal um 0,9 Prozent zurück, während die Importe um 1,4 Prozent anstiegen.
Dabei entwickelten sich die Exporte der Maschinenindustrie und von chemischen und pharmazeutische Produkten ebenfalls leicht negativ. Vermehrt importiert wurden hingegen chemische und pharmazeutische Produkte sowie Fahrzeuge.
Als besorgniserregend stuft Abrahamsen den Exportrückgang in der Maschinenindustrie ein, da es sich hier um eine andauernde Verschlechterung handle. Die Gründe dafür sind die schwache wirtschaftliche Entwicklung in einigen Exportländern und der hohe Frankenkurs.
Nicht dramatisch ist hingegen laut Abrahamsen der Exportrückgang in der Pharmaindustrie, da hier grössere Veränderungen zwischen den einzelnen Quartalen üblich sind.
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