Schrecksekunde für Draghi
An der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank sorgte eine Demonstrantin für einen besonderen Moment.

Die junge Frau trug ein schwarzes T-Shirt. Kurz nach Eröffnung der Pressekonferenz sprang sie auf den Tisch, von dem aus Mario Draghi gerade das Eingangsreferat hielt, und rief auf Englisch mehrmals «Stoppt die EZB-Diktatur!» und warf Konfetti in die Luft.
Hintergründe zur Störaktion sind bislang nicht bekannt. Nach einem kurzen Unterbruch nahm Mario Draghi seine Rede wieder auf. In seinen Ausführungen ging Draghi auf die verbesserte Wirtschaftslage ein, die sich nach Ansicht der EZB in den letzten Monaten eingestellt hat. Die Verfügbarkeit, aber auch die Nachfrage nach Krediten sei besser geworden. Dies auch als Folge des Quantitative-Easing-Programms, das die EZB im März aufgenommen hatte.
Presseberichte, wonach es am Markt bald zu wenig Staatsanleihen und ähnliche Papiere gebe, welche die Zentralbank im Rahmen ihres Programms kaufen könnte, wies Draghi als «übertrieben» zurück. Man beabsichtige, die Käufe bis Ende September 2016 laufen zu lassen – und in jedem Fall so lange, bis der Inflationstrend wieder in Richtung der 2-Prozent-Marke gehe.
Am Anfang des Marathons
Es wundere ihn, so Drahgi, dass schon jetzt über ein frühes Ende spekuliert werde. «Das ist, wie wenn man bei einem Marathon schon nach einem Kilometer fragt, ob man ihn wirklich zu Ende laufen wird.» Man beobachte die Situation aber genau – auch in Bezug auf die negativen Bondrenditen, die manche Kommentatoren veranlasst haben, von einer «Blase» am Anleihenmarkt zu sprechen. Draghi gab diesbezüglich Entwarnung. Es gebe im Bankensektor keine Anzeichen für exzessive Risiken.
Die Renditen auf Staatsanleihen fielen im Lauf der Pressekonferenz weiter. Deutsche Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit wiesen um 15.05 Uhr noch eine Rendite von 0,12 Prozent auf: ein neues, historisches Tief gegenüber dem Vortagesstand von 0,14 Prozent. Der Rückgang der Zinsen ist aus Sicht von Draghi ein gutes Zeichen. Insbesondere jener der Realzinsen – das heisst, der inflationsbereinigten Zinsen. Draghi betrachtet den aktuellen Anstieg der Inflationserwartungen als gutes Zeichen.
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