Putin und die Hooligans
Der russische Ministerpräsident hat die amerikanische Geldpolitik scharf kritisiert. Die US-Finanzpolitiker bezeichnete er als Rowdys. Für sich selbst fand er dagegen nur lobende Worte.

Die Schuldenprobleme in den USA und die Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's haben den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin zu zynischen Worten veranlasst. «Wir sehen, dass es nicht so gut um unsere Freunde in den Staaten steht», sagt er gemäss dem «Wall Street Journal» vor dem russischen Parlament. Und dann doppelte er nach: «Schaut euch deren Handelsbilanz an, die Schulden und den Haushalt. Sie werfen die Druckerpresse an und überfluten die ganze Dollarzone – in anderen Worten: die ganze Welt – mit Staatsanleihen.» Dieses Verhalten bezeichnete Putin als «Hooliganismus».
In den USA lösten die Worte harsche Kritik aus. «Lustig ist, dass Russland wie andere aufstrebenden Märkte genau deshalb unter Inflation leidet, weil es nicht will, dass die USA ihr Handelsdefizit reduzieren», schrieb der renommierte Wirtschaftsprofessor und Nobelpreisträger Paul Krugman in seinem Blog. Russland hat nach China und Japan die drittgrössten Dollarbestände der Welt. Und trotz aller Kritik an der Geldpolitik der USA sehen russische Funktionäre keine Alternative zum US-Dollar.
Putins grosse Pläne für nächstes Jahr
Putin mahnte deshalb in seinem jährlichen Rechenschaftsbericht vor der Staatsduma ein wirtschaftlich unabhängiges Russland an. Die Lehre aus der Weltwirtschaftskrise sei, dass die Souveränität eines Landes untergraben werden könne, wenn es anfällig auf wirtschaftliche Schocks sei. Russland müsse daher «unabhängig und stark» sein, um diesem Druck von aussen entgegnen zu können.
Putin lobte sich und sein Kabinett für den Umgang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2007 in den USA ihren Anfang nahm und sich von dort auf die ganze Welt ausbreitete. Russland habe ein jährliches Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent. Schon im nächsten Jahr werde sich das Land deshalb von der Krise erholt haben. Die Kritik an den USA und Putins Eigenlob kommen nicht von ungefähr. Putin, der von 2000 bis 2008 Russlands Präsident war, wird wohl bei den Wahlen im nächsten Jahr wieder für das Amt kandidieren. Laut Beobachtern klang sein Rechenschaftsbericht wie eine Wahlkampfrede.
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