Italien bezahlt sein Wahlchaos teuer
Investoren versorgen Italien mit 6,5 Milliarden Euro frischem Kapital. Doch die Zinsen ziehen kräftig an. Und auch vonseiten der Ratingagenturen droht Ungemach.

Italien bleibt der befürchtete Super-GAU am Anleihemarkt vorerst erspart. Trotz Wahlchaos und drohendem politischen Stillstand konnte das Euro-Schwergewicht wie geplant frisches Geld bei Investoren einsammeln, wie aus Angaben der italienischen Schuldenagentur hervorgeht. Wie beabsichtigt, beschaffte sich die drittgrösste Wirtschaftsmacht im Euroraum 6,5 Milliarden Euro frisches Kapital bei Investoren. Die Zinsen ziehen aber deutlich an.
Im richtungsweisenden Laufzeitbereich von zehn Jahren musste das Land Investoren 4,83 Prozent Zinsen bieten. Ende Januar konnten die Titel noch zu 4,17 Prozent losgeschlagen werden. Bei den fünfjährigen Anleihen stiegen die Zinsen von 2,94 auf 3,59 Prozent.
Nach Einschätzung von Händlern dürften vor allem die italienischen Banken gekauft haben. Internationale Anleger hielten sich angesichts der politischen Risiken zurück, hiess es im Handel weiter. An den Finanzmärkten wurden die Ergebnisse der Auktion dennoch überwiegend positiv aufgenommen.
Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen sanken am Sekundärmarkt, wo bereits ausgegebene Titel gehandelt werden. Der Euro stieg zwischenzeitlich auf ein Tageshoch von 1.3122 US-Dollar. Die europäischen Börsen stabilisierten sich, nach zum Teil kräftigen Verlusten am Vortag.
Moody's erwägt erneute Herabstufung
Doch die Lage bleibt angespannt, denn auch vonseiten der grossen Ratingagenturen könnte Italien Ungemach drohen: Moody's erwägt, die Kreditwürdigkeit des Landes weiter herabzustufen. Dies teilte die Agentur am späten Dienstagabend mit.
Das Wahl-Patt zwischen den Bündnissen von Mitte-links und Mitte-rechts erhöhe die politische Ungewissheit, argumentierte Moody's. Der unter dem bisherigen Premier Mario Monti angestossene Reformkurs könne verzögert werden, möglicherweise sogar komplett zum Stillstand kommen.
Moody's gibt sich kritischer als die Konkurrenz von Standard & Poor's. S&P hatte am späten Dienstagabend zwar ebenfalls vor verschleppten Strukturreformen gewarnt, was die Wachstumsaussichten Italiens verschlechtern würde. Eine unmittelbare Auswirkung auf die Kreditwürdigkeit sieht die Agentur aber nicht.
Bereits jetzt bewertet Moody's die Bonität Italiens mit «Baa2» etwas schlechter als S&P, welches das Land mit «BBB» eine Note höher einstuft. Beide Agenturen vergeben jedoch einen negativen Ausblick, was die Gefahr einer mittelfristigen Abstufung signalisiert. Die dritte Ratingagentur Fitch bewertet Italiens Bonität mit «A–» am besten.
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