Fünf Fragen zum grossen Euro-Gipfel
Am Donnerstag kommt es zu einem weiteren Showdown der Euro-Krise, wenn die Währungsunion mal wieder Griechenland retten muss. Hier sind die Antworten auf die brennendsten Fragen.

Die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten sind bei ihrem Sondergipfel am Donnerstag in Brüssel gefordert. Angesichts der schwelenden Schuldenkrise muss ein starkes Signal her, um die Finanzmärkte zu beruhigen.
Was passiert am Donnerstag?
Um 12.00 Uhr treffen die Staats- und Regierungschefs im Justus-Lipsius-Ratsgebäude ein und ziehen sich zu ihren Beratungen zurück. Bis zur Börsenöffnung am Freitagmorgen müssen sie sich darauf geeinigt haben, wie Griechenland vor der Pleite gerettet wird. «Sonst fliegt uns in der Sommerpause die Eurozone um die Ohren», sagt ein Insider. Vorbereitet wird die Rettung von den Staatssekretären der Euro-Finanzminister. Am Dienstag hiess es, die Verhandlungen seien «noch total verhakt».
Wie könnte die Lösung aussehen?
Es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Schuldenlast Athens von 340 Milliarden Euro deutlich reduziert werden muss. Zwei Modelle dafür gibt es. Das favorisierte Modell ausserhalb Berlins ist ein Rückkauf von Staatsanleihen zum Marktpreis, also mit deutlichen Abschlägen. Entweder würde der Rettungsfonds EFSF Banken und Fonds Papiere abkaufen oder Athen Geld geben, damit die Regierung selbst ihre Altschulden aufkauft. Für Anleihen mit einem Nennwert von einer Millionen Euro würden Athen oder der EFSF beispielsweise 500'000 Euro zahlen. Die Schuldenlast würde entsprechend um 500'000 Euro halbiert.
Der Vorteil: Die Ratingagenturen würden Griechenland nicht auf zahlungsunfähig herabstufen, die Ansteckungsgefahr in der Eurozone könnte eingedämmt werden. Das Risiko: Niemand weiss, ob sich die Privatwirtschaft in nennenswertem Umfang darauf einlassen würde, oder ob die Gläubiger ihre Anleihen halten und darauf pokern, am Ende doch ihren gesamten Einsatz zurückzubekommen.
Was wäre die Alternative?
Die Alternative wäre, dass Banken und Fonds zum Umtausch ihrer Anleihen in neue Papiere mit einer Laufzeit von sieben Jahren oder länger gedrängt werden. Dadurch müssten sie Verluste hinnehmen. Für diesen Weg kämpft Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Weil das aber als Teilzahlungsausfall Athens gewertet würde, würde die Europäische Zentralbank (EZB) griechische Papiere nicht mehr als Sicherheiten akzeptieren. Die Euroländer selbst müssten dann das griechische Bankensystem retten. Und andere Länder wie Portugal, Italien und Spanien drohen in den Abgrund gezogen zu werden. Dass sich Berlin damit durchsetzt, gilt deswegen als schwer vorstellbar.
Würde ein Schuldenaufkauf die Krise auf Dauer entschärfen?
Dazu müsste der Rettungsfonds EFSF Athen eine erhebliche Summe zur Verfügung stellen. Und zwar, ohne dafür selbst nennenswerte Zinsen zu verlangen. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wäre eine Entlastung von gut 30 Milliarden Euro bis 2014 möglich. Das Modell würde bedeuten, dass die Euroländer bei der Griechenland-Rettung erstmals draufzahlen, denn bisher verdienen sie an den Notkrediten. Und wenn dieser Weg für Athen gewählt wird, könnte er auch für Portugal und Irland eingeschlagen werden müssen, wenn den Ländern ebenfalls der Zugang zum Kapitalmarkt abgeschnitten bleibt.
Kann der Sondergipfel tatsächlich den grossen Befreiungsschlag bringen?
Die Weichenstellung Richtung Schuldenerlass könnte eine deutliche Entspannung bringen, allerdings werden am Donnerstag zahlreiche Einzelheiten ungelöst bleiben. Zudem hat die griechische Verschuldung ein Ausmass erreicht, die das Land über zehn, fünfzehn Jahre vom Eurotropf abhängig machen wird, schätz man in Brüsseler Kreisen. Eine entscheidende Frage bleibt, wie die griechische Wirtschaft wieder auf Vordermann gebracht werden kann. Wirklich überzeugende Ideen dafür gibt es bislang nicht.
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