Die Schwellenländer wollen Europa retten
Nicht nur China, sondern auch Brasilien, Russland, Indien und Südafrika denken über Hilfen für die Euro-Staaten nach. Über die Wahl der Mittel herrscht aber wenig Einigkeit.

«China ist sich sicher, dass Europa seine Probleme lösen wird», sagte Wen beim Wirtschaftsforum (WEF), dem so genannten «Sommer- Davos», in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian. Allerdings erwarte die Volksrepublik im Gegenzug ein ernsthaftes Bemühen bei der Schuldenbekämpfung.
Zudem pocht China auf den Abbau von Handelshemmnissen mittels Anerkennung als Marktwirtschaft durch die EU. Den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zufolge könne China dieser Status erst 2016 zuerkannt werden, sagte Wen. «Wenn die EU-Länder ihre Aufrichtigkeit einige Jahre früher demonstrieren können, wäre das ein Zeichen unserer Freundschaft.» Er hoffe auf einen Durchbruch bei dem EU-China-Gipfel im nächsten Monat.
Die Volksrepublik, die mit umgerechnet 2,35 Billionen Euro die weltweit grössten Devisenreserven besitzt, hat ein grosses Interesse an stabilen Verhältnissen in Europa: Die EU ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Exportweltmeisters.
Thema bei BRICS-Treffen
Auch die anderen grossen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und Südafrika denken über Hilfen für die Euro-Staaten nach, die aber auch auf Widerspruch treffen. Die Finanzminister der als BRICS-Staaten bekannten Gruppe wollen bei ihrem Treffen kommende Woche in Washington über den Kauf europäischer Staatsanleihen beraten, sagte ein indischer Regierungsvertreter. «Die Idee stammt von Brasiliens Finanzminister.»
Der Internationale Währungsfonds (IWF) unterstützt die Pläne. IWF-Chefin Christine Lagarde plädiert für breit angelegte Investitionen in europäische Staatsanleihen. Sie hoffe, dass diese nicht auf sichere Anleihen weniger Staaten begrenzt seien, sagte sie einer italienischen Zeitung.
Russland und China haben bislang nach Angaben der Regierung in Athen aber kaum Interesse am Kauf griechischer Schuldtitel gezeigt. Die Regierung habe bei zahlreichen Staaten geworben, sich an Auktionen von Geldmarktpapieren zu beteiligen, sagte der stellvertretende Finanzminister Filippos Sachinidis. «Wir sind dabei aber nur auf geringes oder gar kein Interesse gestossen.»
«Dagegen sind wir Mickey Mouse»
Die grossen Schwellenländer sind sich noch lange nicht einig. Südafrikas Finanzminister Pravin Gordhan sagte, sein Land besitze nicht die finanzielle Stärke grösserer Staaten wie China. «Dagegen sind wir Mickey Mouse», sagte er mit Blick auf die gigantischen Devisenreserven Chinas.
Südafrikas Reserven in Gold und Währung lägen bei umgerechnet nur 36 Milliarden Euro. Indiens Währungsreserven von 234 Milliarden Euro sind bereits zu einem Fünftel in Euro-Papiere investiert. «Alles was ich sagen kann ist, dass wir bei dem 20-Prozent-Anteil bleiben werden», sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums.
Auch in China gibt es Bedenken gegen ein grösseres Engagement in Europa. Sie kommen vor allem aus der Zentralbank. Deren Berater Li Daokui warnt davor, grössere Summen in europäische Staatsanleihen zu investieren. «Wir haben genügend eigene Probleme», sagte er und verwies auf die hohe Inflation und die Preisblase bei Vermögenswerten.
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