Athen will Schuldenschnitt-Verweigerer zur Teilnahme zwingen
In Griechenland haben 85,8 Prozent der privaten Gläubiger einer Beteiligung am Schuldenschnitt zugestimmt. Die restlichen Geldgeber möchte die Regierung zur Teilnahme an der Aktion zwingen.
Griechenland hat den Schuldenschnitt geschafft: Nach Angaben des Finanzministeriums in Athen beteiligten sich 85,8 Prozent der privaten Gläubiger mit Anleihen unter griechischem Recht am Umtausch. Der Rest soll zum Forderungsverzicht gezwungen werden. Bei den Anleihen unter ausländischen Recht wurde eine Beteiligung von 69 Prozent erreicht, die Annahmefrist für diese Gläubiger wurde allerdings bis zum 23. März verlängert. Ziel war es, Griechenland 107 Milliarden Euro Schulden zu erlassen. Wäre der Anleihetausch fehlgeschlagen, wäre Griechenland innerhalb von zwei Wochen pleite gewesen. Die Umschuldung war Voraussetzung für ein zweites Rettungspaket für Griechenland. Im Tagesverlauf wollten die Euro-Finanzminister über das Ergebnis des Schuldenschnitts beraten.
Finanzminister Evangelos Venizelos dankte am Freitagmorgen in Athen allen Gläubigern, die Griechenlands «ehrgeiziges Reformprogramm» unterstützt und «die Opfer des griechischen Volkes bei diesem historischem Unterfangen» geteilt hätten. Banken, Versicherer und Fonds akzeptieren gemäss dem vereinbarten Schuldenschnitt einen Verlust in Höhe von 53,5 Prozent des Nennwertes der von ihnen gehaltenen griechischen Staatsanleihen im Tausch gegen neue Anleihen mit für Griechenland günstigeren Rückzahlungsbedingungen. Insgesamt 206 Milliarden Euro der griechischen Schulden in Höhe von 368 Milliarden Euro befinden sich in privater Hand.
Von den Gläubigern mit 172 Milliarden Euro an Anleihen unter griechischem und ausländischem Recht beteiligten sich nach Angaben des Finanzministeriums 83,49 Prozent an dem Schuldenschnitt. Der Rest soll zum Anleihetausch gezwungen werden. Griechenland verabschiedete zu diesem Zweck vor kurzem ein Gesetz, das nun angewandt werden soll. Damit würde dann eine Beteiligungsquote von 95,7 Prozent erreicht, was 197 der 206 Milliarden Euro Schulden in der Hand privater Gläubiger entsprechen würde.
Ackermann: Starkes und positives Ergebnis
Das sehr starke und positive Ergebnis gebe Griechenland Gelegenheit, sein wirtschaftliches Reformprogramm fortzusetzen, sagte Josef Ackermann, der als Vorsitzender des Institute of International Finance (IIF) bei den Verhandlungen mit der Regierung in Athen die privaten Gläubiger vertrat. Zugleich würde die Fähigkeit der Eurozone gestärkt, ein wirtschaftliches Umfeld von Stabilität und Wachstum zu schaffen.
Michael Kemmer vom Bundesverband deutscher Banken sagte im Deutschlandfunk, er habe mit einer niedrigeren Beteiligungsquote gerechnet, 85,8 Prozent seien «sehr, sehr gut». Für den Bankensektor sei der Forderungsverzicht schmerzhaft, doch das Ergebnis zeige, dass jeder seiner Verantwortung gerecht werde. Es seien also gute, wenngleich keine überraschenden Neuigkeiten. Letztlich habe Griechenland sich aber nur erneut Zeit gekauft. Für die Regierung in Athen gebe es keinen anderen Weg, als endlich ihre Hausaufgaben bezüglich Haushaltskonsolidierung, Privatisierung und Umsetzung der Sparpgromme zu machen.
Warten aufs Hilfspaket
Venizelos kündigte für den Tagesverlauf eine Pressekonferenz an. Danach beraten die Euro-Finanzminister in einer Telefonkonferenz über das Ergebnis des Schuldenschnitts. Auch der Verband der Finanzinvestoren (ISDA) erklärte, sich noch am Freitag treffen zu wollen um zu beraten, ob es sich bei dem Umtausch um ein sogenanntes Credit Event, also einen technischen Zahlungsausfall, handele. Bei einem Kreditereignis kämen die Kreditausfallversicherungen (CDS) zum Tragen, die vor einem Zahlungsausfall schützen sollen.
Ein erfolgreicher Schuldenschnitt ist die Bedingung für ein zweites Rettungspaket für Athen in Höhe von 130 Milliarden Euro. Mit dem Haircut und den neuen Notkrediten der Europartner soll Griechenlands Gesamtverschuldung bis zum Jahr 2020 von 164 auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung gedrückt werden.
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