Wirbel um Vergleich zwischen Merkel und Hitler
Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Sparpolitik sind in Europa ohnehin nicht gerade beliebt. Ein britisches Magazin trieb die Anti-Merkel-Ressentiments nun auf eine neue Spitze.
Die Macher des britischen Magazins «New Statesman» tragen dick auf: Das Titelbild ihrer aktuellen Ausgabe ziert eine Fotomontage von Angela Merkel als Terminator. Schwarze Lederjacke, durchschimmerndes Metallskelett, postapokalyptisch anmutender Bildhintergrund. «Angela Merkels Austeritäts-Manie zerstört Europa», titelt die Wochenzeitung über dem Bild, um gleich zu Beginn des Textes mit der nächsten Provokation nachzudoppeln. Welcher politische Führer weltweit zurzeit die grösste Bedrohung für die Weltordnung sei, wird der Leser gefragt. Nicht Mahmoud Ahmadinejad, nicht Kim Jong-un, auch nicht Benjamin Netanyahu. Nein, Angela Merkel, so der Autor und Politchef des Magazins, Mehdi Hasan.
Merkel sei «Deutschlands gefährlichste Führungsperson seit Hitler», führt Hasan seine Polemik gegen die deutsche Kanzlerin und ihren Ansatz zur Lösung der Finanzkrise weiter. Während ihre Vorgänger von Adenauer bis Schröder es geschafft hätten, Deutschlands Ansehen im Ausland zu rehabilitieren, werde das Land unter Merkel einmal mehr «verabscheut und gefürchtet».
Blut an den Händen
Angela Merkels Ansatz – oder eben gerade dessen Fehlen – zur Bekämpfung von Europas Krise habe den Kontinent, ja gar die ganze Welt an den Rand einer zweiten grossen Depression geführt. Zwar habe die Kanzlerin, so Hasan, die Finanzkrise nicht verursacht – diese Ehre gebühre den Bankern –, doch Merkels Defizit-Fetischismus und ihre Spar-Obsession würden die Krise noch verstärken.
Immerhin habe einen die Geschichte gelehrt, dass nicht Herbert Hoovers Sparbemühungen das Problem der Great Depression gelöst hätten und dass die Arbeitslosigkeit Hitler 1933 an die Macht gebracht habe. «Europas Sparwütige haben Blut an den Händen», heisst es im Artikel des «New Statesman» weiter. In Griechenland etwa sei die Suizidrate bereits um 40 Prozent gestiegen. Der Geburtsort der Demokratie sei zu einem Drittweltland degradiert worden. Währenddessen Angela Merkel dabei sei, das europäische Projekt zu zerstören und eine neue globale Depression zu riskieren.
Indirekte Attacke auf Cameron
Kaum verwunderlich ist denn auch, dass der Artikel des britischen Mitte-links-Magazins in Deutschland für einigen Wirbel sorgte. Die Zeitung «Die Welt» etwa moniert nicht nur den «abstrusen Vergleich» zwischen Angela Merkel und Adolf Hitler, sondern hält vor allem Mehdi Hasans bewusste Verwendung des Klischees für fragwürdig. Tatsächlich wurde Merkel in der Vergangenheit in der internationalen Presse schon öfters in einem NS-Kontext dargestellt. Hasan thematisiere dies in seinem Artikel, liesse sich davon aber trotzdem nicht abhalten, damit weiterzumachen.
Die «Handelszeitung» wiederum sieht die «Attacke auf den deutschen Sparkurs und die Zögerlichkeit der Bundeskanzlerin, in der Eurokrise entscheidend zu handeln» viel mehr als indirekten Angriff auf den Sparkurs des konservativen Premiers David Cameron. Immerhin, so die Zeitung, werde Angela Merkel zumindest auf dem Titelbild nicht mit Hitlerbärtchen dargestellt.
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