«Wir müssen den Prototyp noch anpassen»
Die Buchser Sek sieht sich mit ihrem neuen Schulmodell nach der ersten Unterrichtswoche auf Kurs. Lernateliers ergänzen und ersetzen den Klassenverband.
Buchs. - Die Erleichterung steht den Schulleitern des Schulhauses Petermoos, Ralph Zollinger und Ueli Müller ins Gesicht geschrieben. Wie die erste Schulwoche gezeigt hat, funktioniert das während den vergangenen zwei Jahren erarbeitete neue Schulmodell. «Es ist eindrücklich, wie ruhig und selbstständig die Schüler in den Lernateliers arbeiten», sagt Zollinger. «Der Prototyp funktioniert, muss jedoch noch angepasst werden.»
So versuche man die Lehrer davon zu überzeugen, mehr in der Schule anstatt zu Hause zu arbeiten, damit sie den lernenden Kindern als zusätzliche Auskunftsperson in den Lernateliers zur Verfügung stehen können. Ein weiterer Knackpunkt besteht darin, dass die Lehrer allen 92 Schülern der ersten Sek jeweils am Montag individuelle Aufgaben für die Woche abgeben sollten. «Eine Riesenaufgabe», sagt Müller. Dazu kommt, dass die Schüler am Freitag ihre Arbeiten abgeben. Nun müsse nach Lösungen gesucht werden, damit die Lehrer nicht an den Wochenenden arbeiten müssten. Zudem ist auch die eigens für dieses Schulsystem konzipierte elektronische Plattform noch anzupassen.
Seit diesem Sommer werden die Schüler des ersten Oberstufen-Jahrgangs der gegliederten Sekundarschule Buchs in Gruppen à rund 15 Kindern eingeteilt und von einem Lerncoach individuell betreut. Je nach Fach lernen Sek-A- und Sek-B-Schüler gemeinsam, getrennt oder in drei Stufen unterteilt und in unterschiedlichen Gruppengrössen. Während zirka 11 Lektionen lernen sie individuell in einem der zwei Lernateliers. Dort arbeiten die Schüler an einem persönlichen Platz an individuellen Aufträgen aus dem Fachunterricht. Fragen können mit dem Lernpartner oder einer ständig anwesenden Lehrperson besprechen.
Mit diesem System will das Petermoos seinem Auftrag, die Schüler durch zeitgemässes Lernen auf die sich rasant verändernde Gesellschaft vorzubereiten, nachkommen. Rafael (13) meint zum neuen Schulsystem: «Zuerst tappt man im Dunkeln, doch man gewöhnt sich rasch daran.» Ihm und den Mitschülern gefällt es, so zu lernen, dass sie am Wochenende keine Ufzgi haben und alle zwei Wochen mit einem Coach eine Situationsanalyse machen. Schwierig sei, ständig die richtigen Bücher und Hefte dabei zu haben. Und manchmal müsse man im Lernatelier lange warten, bis der Lehrer Zeit für einen habe.
Lehrer erstellten Arbeitsplätze
Um die entsprechenden Unterrichtsräume anbieten zu können, wurden in den Sommerferien im Petermoos die Zimmer für 40 000 Franken umgestaltet. Bis 2013 sollen alle Schüler nach dem neuen System unterrichtet werden. «Für die restliche Umgestaltung benötigen wird rund 600 000 Franken», sagt Müller. Die Gemeindeversammlung im Dezember wird gar über einen Kredit von rund 1,2 Millionen Franken für das Schulhaus abstimmen: Die Brandschutzmassnahmen müssen erneuert werden.
Doch nicht nur die Grösse der Schulräume, sondern auch die Einrichtung wurde dem neuen System angepasst. Um das Budget einzuhalten, bastelten Lehrer die Arbeitsplätze zusammen. «Die 30 Lehrer stehen grossmehrheitlich hinter dem neuen System», sagt Müller. Das Petermoos sei als innovative Schule bekannt und locke dementsprechende Leute an. «Wir stellen nur Menschen ein, die Neues ausprobieren und mitentwickeln wollen.» Er selbst arbeite seit 25 Jahren im Petermoos und studiere ständig an der Zukunft der Schule herum. «Die Schule muss immer wieder neu entwickelt und erfunden werden», meint er. So, wie die Gesellschaft sich verändert, müsse sich auch die Schule verändern.
Weil gemäss dem neuen Volksschulgesetz innerhalb einer Gemeinde nicht zwei Oberstufenschulsysteme zulässig sind, ist auch die Regensdorfer Oberstufenschule Ruggenacher mit dem Umbau ihres Schulmodells beschäftigt. Doch die ersten Klassen können dort erst 2011/12 wie im Petermoos unterrichtet werden, weil zunächst noch die räumliche Situation baulich angepasst werden muss. Dort werden momentan jedoch andere Elemente des neues Systems umgesetzt, wie die individuelle Zielsetzung mit verbindlichen Standards.
Ralph Zollinger (l.) und Ueli Müller in einem der 50-plätzigen Lernateliers.
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