«Wir konnten uns nie offen wehren»
Am 15. Juni entzog das Parlament Bundesanwalt Erwin Beyeler das Vertrauen. Im Interview mit der «Rundschau» nahm der 59-Jährige erstmals Stellung zu seiner Abwahl.

«Es hat mich schon getroffen. Es war schwer zu verdauen», sagt der 59-jährige Noch-Bundesanwalt Erwin Beyeler im Interview mit der «Rundschau» zu seiner Nicht-Wiederwahl vom 15. Juni. «Wir konnten uns nie offen wehren, das wäre ja Amtsgeheimnisverletzung gewesen. Aber Anwälte, Parteien, Politiker und Journalisten sind nicht ans Amtsgeheimnis gebunden, die können einfach mal etwas behaupten», erklärt Beyeler seine Gründe für die Abwahl. Denn persönlich habe er während seiner Amtszeit keine schwerwiegenden Fehler begangen, wie er meint.
Mit dem Entscheid, dem Parlament die Wahl des Bundesanwalts zu überlassen, sei das Amt politisiert worden. «Während meiner Amtszeit wurden einfach die Regeln geändert», kritisiert Beyeler im Interview. «Es ging nicht um mich und meine Tätigkeit, sondern nur darum, das Amt zu schwächen.» Besonders enttäuscht zeigte er sich über den Moment, als ihn SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli vor der Wahl im Parlament attackierte. «Er hat Sachen gesagt, die einfach nicht stimmen. Ich sass auf der Tribüne und habe zugesehen, wie sich niemand für mich gewehrt hat.» Im Gespräch mit der Rundschau äusserte Beyeler zudem den Verdacht, dass gewisse SVP-Politiker bewusst die Bundesanwaltschaft als Institution schwächen wollen. «Es gibt Bestrebungen gegen eine starke Stelle.»
«Von den Medien hochstilisiert»
Der Fall Holenweger, bei dem der Zürcher Bankier nach acht Jahren Untersuchung vollumfänglich freigesprochen wurden, sei zudem «von den Medien hochstilisiert worden». Sein Fehler sei gewesen, dass er die Erfolge der Bundesanwaltschaft nicht richtig verkauft habe. Immerhin habe er während seiner Amtszeit 160 Millionen Franken an Korruptionsgeldern eingezogen, wie Beyeler weiter betont.
Erwin Beyeler ist noch bis Ende Jahr im Amt. Er habe noch keine Pläne für die Zukunft. Ein Angebot habe er auch nicht vorliegen. Für seinen Nachfolger wünscht sich der 59-Jährige ein hervorragendes Wahlresultat. Nur so sei dem neuen Bundesanwalt politische Ruhe garantiert.
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