«Wir haben nicht einmal genug Geld, um Brot zu kaufen»
In Griechenland bleiben die Banken bis am 6. Juli geschlossen – maximal 60 Euro dürfen abgehoben werden. Viele Griechen sind verzweifelt und bangen um ihr Geld.
Viele Griechen kommen wegen des Streits ihrer Regierung mit den internationalen Gläubigern nicht mehr an ihr Erspartes. Anastasios Gevelidis steht seit dem frühen Morgen vor verschlossenen Türen. «Ich bin um vier Uhr morgens hierhergekommen, um meine Rente zu bekommen», sagt der 74-Jährige, der auch am Nachmittag noch gemeinsam mit rund 100 anderen Rentnern vor der National Bank of Greece in Thessaloniki ausharrt und hofft, dass die Banken doch noch öffnen.
Die Regierung hatte die einwöchige Schliessung der Geldhäuser und Beschränkungen auf Geldtransfers angekündigt, weil die Griechen aus Sorge vor einem Euro-Austritt des Landes bereits in den vergangenen Tagen ihr Geld in Massen abgehoben hatten, und die Europäische Zentralbank diesen Kapitalabfluss nicht mit zusätzlichen Notkrediten finanzieren wollte.
«Ich habe allein bei der Apotheke 150 Euro Schulden»
Gevelidis und viele andere stellt das vor existenzielle Probleme. Eigentlich bekommt er zum Monatsende seine Rente. «Ich weiss nicht, was los ist. Wir haben nicht einmal genug Geld, um Brot zu kaufen», sagt er. «Niemand weiss etwas.» Um acht Uhr morgens sei zwar ein Bankangestellter herausgekommen und habe gesagt, es gebe kein Geld, aber es gebe Gerüchte, dass 70 Filialen der National Bank of Greece öffnen sollten, sagt Gevelidis. Deshalb warten sie.
Kaum einer der älteren Griechen vor der Kreditanstalt in Thessaloniki hat eine Geldkarte, und selbst wenn, dürften sie durch die neuen Kapitalverkehrskontrollen nur noch 60 Euro pro Tag abheben. «Was kann ich mit 60 Euro machen?», fragt Gevelidis. «Ich habe allein bei der Apotheke 150 Euro Schulden.»
Sonderregelung für Pensionen
Ein Lichtblick für die vielen Rentner war die Ankündigung des Finanzministeriums, dass es eine Sonderregelung für die Auszahlung der Pensionen geben werde. Der stellvertretende Staatssekretär Terence Quick bekräftigte, dass alle Renten vollständig ausgezahlt würden. Doch bis es soweit ist, muss Gevelidis weiter warten.
Andere Griechen standen am Montag an den Geldautomaten Schlange, um zumindest die 60 Euro abzuheben, die sie noch bekommen konnten. Denn der Staatsbankrott und möglicherweise ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro droht schon nach Ende der Fristen im Schuldenstreit am Dienstag.
Schlangen an Tankstellen
Damit die Griechen ihre Euros nicht auf anderem Weg ins Ausland schaffen, schloss die Regierung auch die Börse und verbot Überweisungen ins Ausland. Ausnahmen gibt es nur bei Notfällen, etwa für Medikamente. Das griechische Finanzministerium richtete eine eigene Kommission ein, die jeden dieser Fälle einzeln prüfen soll.
Nicht nur an den Banken, sondern auch an den Tankstellen bildeten sich am Montag lange Schlangen. Autofahrer zahlten für das Benzin mit Kredit- und Geldkarten, die vorerst noch akzeptiert wurden. Viele Einzelhändler lehnten aber auch Kartenzahlungen bereits ab.
SDA/bee
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