Winterthurs drohender Sturz in die Versenkung
In der Not gibt der Klub aus der Challenge League Trainer Kuzmanovic eine letzte Chance, den Abstieg in die 1. Liga zu verhindern.
Von Thomas Schifferle Heute will Hannes W. Keller den Spielern wieder einmal zeigen, dass er ihr Präsident ist. Er wird ihnen sagen: «Meine Herren, ihr wisst alle, was auf dem Spiel steht. Ihr könnt euch ab sofort nicht mehr hinter dem Trainer verstecken.» Die Not ist gross beim FC Winterthur. Statt um den Aufstieg in die Super League spielt er gegen den Abstieg in die 1. Liga. Seine Leistungen, gerade daheim, sind von einer lähmenden Hilflosigkeit. Daran hat Boro Kuzmanovic die ganze Saison über nie etwas ändern können. Keller hielt immer an ihm fest, weil er von ihm menschlich angetan ist. Andere Vorstandsmitglieder aber erhöhten den Druck auf Kuzmanovic nach dem 1:2 vor acht Tagen in Kriens. Die Meinung verfestigte sich bei ihnen, dass die Mannschaft ein Zeichen und einen neuen Trainer brauche – gerade vor dem heutigen Spiel, das sie unbedingt gewinnen muss. Gegner ist Yverdon, der abgeschlagene Tabellenletzte.Ersatzlösungen wurden viele diskutiert: Dario Zuffi, der U-21-Trainer, Martin Andermatt, Ryszard Komornicki, Hanspeter Latour, sogar Alain Sutter, der persönliche Berater Kellers. Und der Präsident fragte im Scherz: «Muss ich jetzt noch selbst hinstehen?» Am Donnerstag traf er sich mit dem angeschlagenen Trainer zur Lagebesprechung. Das Resultat ist, dass er ihm nochmals eine Chance zur Bewährung gibt. «Wir hoffen alle auf den Turnaround gegen Yverdon», sagt Keller, «wenn er kommt, dann bleibt Kuzmanovic – wenn nicht, beginnt die Diskussion wieder von vorne.» Kellers Millionen zum Leben Keller ist der Patron, der sich das letzte Wort herausnehmen kann. Der Unternehmer in der Druckmesstechnik ist es, der den Verein am Leben hält. Das tut er seit bald zehn Jahren und mit beachtlicher Grosszügigkeit. 2008/09 etwa musste er 1,5 Millionen zahlen («schütten», sagt er), um Ausgaben von 4,4 Millionen zu finanzieren. Diese Saison ist es so wie in der letzten: Er deckt einen Drittel des Budgets von rund 3,9 Millionen. Im vergangenen Frühjahr konnte sich der FCW bis vier Runden vor Saisonende mit dem Aufstieg befassen. Das beflügelte die Hoffnungen auf eine Wiederholung des Erfolgs, trotz der Abgänge von Innocent Emeghara und Amir Abrashi im Sommer zu GC. Nach drei Runden lag der FCW mit 0 Punkten und 2:10 Toren auf dem letzten Platz. Von diesem Fehlstart hat er sich nie mehr erholt. Dass er in der Rückrunde in acht Partien nur sieben Punkte gewann, machte es offenbar auch gewissen Spielern leichter, sich abfällig über Kuzmanovic zu äussern. «Ihr spielt nur für euch» Keller ist sich im Klaren, was ein Abstieg bedeuten würde. «Dass ich viel weniger zahlen muss», sagt er und lacht. Dann ernst: «Dass wir in der Versenkung verschwinden.» Gleich mindestens zwei Jahre bliebe der Klub aus der sechstgrössten Schweizer Stadt in der 1. Liga hängen. Das hat mit der Reduktion der Challenge League von 16 auf 10 Teams zu tun, die im Sommer 2012 vollzogen wird und dann keinen Aufstieg aus der dritthöchsten Liga vorsieht. Drei Viertel des Kaders müssen im Fall eines Abstiegs gehen, weil in der 1. Liga mit der U-21 an der Zukunft gebaut werden soll. Der 32-jährige Rainer Bieli, Grossverdiener mit 130 000 Franken im Jahr, wird so oder so keinen neuen Vertrag erhalten. Das stellt Keller schon einmal klar. Den Spielern wird er heute auch sagen: «Ihr spielt nicht für oder gegen einen Trainer, sondern nur für oder gegen euch.»
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