«Wieso glauben die Leute Assange mehr als der US-Regierung?»
Wikileaks-Gründer Julian Assange polarisiert die Leser von Redaktion Tamedia. Im Forum machen sich mehrere Teilnehmer für den Australier stark. Doch er erntet auch spöttische Töne.
Die Festnahme von Julian Assange hat in der Welt gemischte Reaktionen ausgelöst. Vor dem Londoner Gericht, bei dem der Wikileaks-Gründer aussagte, protestierten mehrere Menschen gegen die geplante Auslieferung nach Schweden. Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hingegen zeigten sich erfreut.
Geteilt sind die Meinungen auch im Forum von Redaktion Tamedia. Es sei ungerecht, dass jemand festgenommen werde, der lediglich die Wahrheit ans Licht bringe, findet ein Leser. «Überbringer schlechter Botschaften wurden schon immer geköpft», schreibt ein anderer.
Ein weiterer Teilnehmer weist dagegen darauf hin, dass es in diesem Fall nicht um die Veröffentlichung der geheimen Dokumente gehe: «Assange komme wegen des Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht.» Dennoch glauben mehrere Leser, dass an der Festnahme etwas faul ist. «Ich bin keine Anhängerin von Verschwörungstheorien, aber diese Angelegenheit stinkt gewaltig», schreibt eine Leserin. «Man sollte sich fragen: cui bono?»
«Es wird gelogen und betrogen auf höchster Ebene»
Die Machthaber dieser Welt würden alles tun, um Assange mundtot zu machen, sind mehrere Kommentatoren überzeugt. Sie würden dabei das Recht auf Meinungsfreiheit mit den Füssen treten. Der Westen sei keinen Deut besser als die Chinesen oder Nordkoreaner, denen man ständig Zensur vorwerfe. «Es wir gelogen und betrogen auf höchster Ebene», lautet das Fazit eines Beitrags.
Nicht nur Länder, auch Organisationen, die Wikileaks Steine in den Weg gelegt haben, stehen in der Kritik. Postfinance müsse boykottiert werden, findet etwa ein Forums-Teilnehmer nach der Sperrung von Assanges Konto. Trotzdem sind die meisten Leser überzeugt, dass die Wikileaks-Affäre mit der Festnahme noch lange nicht vorbei ist. «Wer denkt, dass man die Welle, die Julian Assange ausgelöst hat, so stoppen kann, täuscht sich», glaubt ein Kommentator.
Das Erstaunen ist noch immer da
Über die jüngsten Ereignisse reiben sich noch immer viele verwundert die Augen. «Erstaunlich ist, dass viele Leute Assange mehr glauben als der amerikanischen Regierung», schreibt ein Leser. Er schiebt aber gleich eine Erklärung nach: «Möglicherweise hat diese in den letzten 150 Jahren einfach zu viel gelogen.» Die Nervosität der US-Regierung im Zusammenhang mit den Diplomatenfiles sei der beste Beweis, dass Assange recht habe.
Allerdings werden auch kritische Stimmen laut, die sich fragen, was die publizierten Informationen überhaupt wert seien. «Auch die Pissoir-Gespräche aus dem Pentagon würden mich interessieren», schreibt ein Leser höhnisch. «Vielleicht könnte uns noch ein Schweizergardist darüber unterrichten, was sich das Kardinalskollegium so zuflüstert.»
Kritik an Assanges Verantwortungsbewusstsein
Ein anderer Leser betont die Gefährlichkeit von Wikileaks: «Assange und seine Anhänger wissen gar nicht, was sie mit den Enthüllungen anrichten könnten. Die Folgen können problematischer sein, als wir uns vorstellen. Mithilfe von Aussagen von Diplomaten und Aussenministern Staaten gegeneinander aufzuhetzen, scheint mir nicht sehr überlegt zu sein.»
Der Wikileaks-Gründer sei zudem gar nicht so selbstlos, wie er sich darstelle, schreibt ein weiterer Kommentator. Dass Assange vom deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel» Geld für jede seiner Enthüllungen erhalten habe, scheine offenbar niemanden zu stören. Eine weitere Stimme fordert derweil einen nüchternen Blick auf die Vorfälle:« In diesem Fall wird einiges überbewertet: einerseits der Informationswert der Dokumente, andererseits die Nachhaltigkeit des diplomatischen Schadens.
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