Folgen des EmmehochwassersWie Solothurn mit dem angeschwemmten Holz verfährt
Ein Anschutz verfrachtet Unmengen von Baumstämmen emmeabwärts in die Aare. Erst dort werden sie bei den Kraftwerken aus dem Wasser gefischt.

Die Bilder der Emme, die auf einen Schlag vom harmlos dahinplätschernden Bach zum reissenden Fluss anschwillt, sind eindrücklich. Sie zeigen, wie sich mit der heranrollenden Welle auch das grünlich-blaue Wasser in eine braune Brühe verwandelt. Nicht allein der grossen Geschiebemengen wegen, die von den Fluten mitgerissen werden. Stamm an Stamm an Stamm schwimmen an der Oberfläche auch Massen von Bäumen mit.
Als am Montagnachmittag im Gebiet rund um den Hohgant ein schweres Unwetter niederging, wälzte sich einmal mehr ein solcher, wie die Einheimischen sagen, Anschutz talabwärts in Richtung Flussmündung bei Solothurn. Und bescherte den Leuten im Nachbarkanton einmal mehr Unmengen an Schwemmholz.
Das erste Kraftwerk
Was Solothurn zu diesem Geschenk aus dem Bernbiet sagt? Dazu also, dass die Stämme ungehindert über die Kantonsgrenze hinweg in die Aare schwimmen, wo sie bereits nach zweieinhalb Kilometern im Rechen des ersten Kraftwerks hängen bleiben?
Die Frage geht an den Energiekonzern Alpiq, der in Flumenthal dieses erste Kraftwerk betreibt. Doch dort gibt man sich gelassen. Aarekraftwerke würden generell so konzipiert, dass sie grosse Wasser- und Schwemmholzmengen bewältigen könnten, schreibt Sprecher Guido Lichtensteiger. Das hat gute Gründe: Der Kanton verpflichtet die Kraftwerksbetreiber über die Konzession dazu, das von der Emme verfrachtete Schwemmholz aus der Aare zu fischen.
Eine Nachtschicht extra
Lichtensteiger schreibt weiter, dass die Alpiq-Angestellten bei der Bewältigung solcher Situationen über «grosse Erfahrung» verfügten. Entsprechend lief auch das jüngste Unwetter quasi nach Drehbuch ab: Die Verantwortlichen in Flumenthal bekamen anhand von Messdaten bereits im Lauf des Montagnachmittags mit, das der Pegel am Oberlauf der Emme anschwoll. Ihnen blieben so noch ein paar Stunden Vorbereitungszeit, bevor die Welle am Abend in ihrem Werk ankam.
In einer Extraschicht die ganze Nacht über und anschliessend den ganzen Dienstag bis zum frühen Abend befreiten sie mit dem Kran und einer weiteren fix installierten Maschine den Rechen von den angeschwemmten Stücken. So konnten die dahinter liegenden Turbinen ungestört weiterarbeiten, «der Kraftwerksbetrieb», betont Lichtensteiger jedenfalls, «war nicht beeinträchtigt».
Weiter die Aare abwärts
Ein Berg von 50 Tonnen Holz wurde insgesamt ans Trockene gehievt, doch das war nicht alles. Auf Nachfrage bestätigt der Sprecher, dass es nicht gelang, die Aare bereits in Flumenthal komplett zu säubern. Ein Teil der Stämme schwamm über das Wehr hinaus weiter flussabwärts, wo sich ihnen in Bannwil und Wynau auf Berner sowie im Raum Olten wieder auf Solothurner Boden nochmals vier Kraftwerke in den Weg stellten.
Auch dieses Prozedere entspricht einem gängigen Muster. Sobald sich zu viel Holz vor dem Rechen staut, steigt der Pegel, und dann öffnet sich automatisch das Wehr. Die Strömung ändert ihre Richtung und zieht das Holz nicht mehr in Richtung Rechen und Turbinen, sondern leitet es direkt zur Staustufe, wo es in die Tiefe stürzt.
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