Wie Obama in Leni Riefenstahls Trickkiste greift
Hunderttausende werden heute Obama geordnet zujubeln. Bereits in der Vergangenheit waren Inaugurationen von US-Präsidenten Massenspektakel, wie sie Leni Riefenstahl nicht besser hätte inszenieren können.
«The greatest country in human history», also das grösste Land in der Geschichte der Menschheit beschwor Bill Clinton bei den Feierlichkeiten zum Start seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident 1996. Ein nicht enden wollendes Meer von Menschen jubelte. Grosse Worte, grosse Bilder. Dies gehört bei einer Amtseinführung in den USA dazu. Barack Obamas Wortwahl wird angesichts des Zustands des Landes wohl etwas bescheidener ausfallen, die Bildsprache nicht.
Erwartet werden Hunderttausende von Menschen, gewisse Quellen sprechen gar von bis zu zwei Millionen, die nach einem genauen Plan platziert werden und dem neuen Präsidenten zujubeln. Das Ziel ist klar: Die Fotografen und Kameramänner sollten Bilder in die Welt schicken, die den Eindruck von Einheit, Stärke und Disziplin abgeben. Ein Spektakel, wie es sonst fast nur in totalitären Staaten gibt. Immerhin: In den USA machen die Menschen freiwillig mit.
Die Masse als Propagandamittel
Die Ästhetik solcher Massenveranstaltungen hat niemand derart geprägt wie die Filmerin Leni Riefenstahl. Ihre Massen- und Sportbilder waren Hitlers stärkstes Propaganda-Mittel. Sie machte aus jeder Menschenansammlung ein ästhetisches Meisterwerk, mit ihrem Gespür für Symmetrie und Bildaufteilung beeinflusste sie die Filmkunst massgeblich. Auf ihren Bildern strotzen die Menschen nur so von Kraft und Zuversicht. Riefenstahl war damit eine Verführerin für das Böse – auch wenn sie das zeitlebens nie wahrhaben wollte.
Die Bilder von Obamas Inauguration werden aber für das Gute stehen, das glaubt zumindest die Mehrheit der Menschen rund um den Globus. Wer möchte schon bei einer solchen kollektiven Begeisterung im Abseits stehen? Wofür solche Massenjubeleien in der Vergangenheit oft standen, spielt da plötzlich keine Rolle mehr.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch